"Lemon Sisters"

„Lemon Sisters“ hätte eine leichte Sommerkomödie werden können, würde der Film sich nicht eifrig um herbstliche Nostalgie bemühen. In wehmütigem Schwarzweiß beschwören filmische Rückblenden heile Vergangenheit. In den fünfziger Jahren war Atlantic City schließlich kein grellbuntes Spielerparadies, sondern ein romantisches Örtchen am Meer. Und drei reizende kleine Mädchen, die sich die „Lemon Sisters“ nannten, spielten am Strand. Eben noch bei kindlichen Träumen und naiv-altklugem Palaver im Sand, Sekunden später in der rauhen Wirklichkeit des Erwachsenseins.

Die spindeldürre und unübersehbar altjüngferliche Eloise (gespielt von Diane Keaton, die den Film auch produziert hat) haust umringt von unzähligen Katzen und führt ein schäbiges Fernseh-Reliquien-Museum. Franki (Carol Kane) hat ein dünnes Singstimmchen und unternimmt alles Mögliche, um Showstar zu werden. Middle-class-Ehefrau Nola (Kathryn Grody) rackert sich ab mit ihrem Mann, den drei Kleinkindern und einem poppigen Süßwarenladen. Unübersehbar haben alle drei Frauen ihre ganz persönlichen Macken, aber gerade dadurch sollen sie wirklich liebenswert wirken. Regisseurin Joyce Chopra inszeniert in „Lemon Sisters“ ein mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogenes, klamaukiges Gewusel unter Frauen, bei dem gelegentlich ein böser Blick auf Amerika und den „American Dream“ fällt. Die meiste Zeit aber geht das meiste schief, was das Trio anpackt. Denn in Altantic City gibt es böse Grundstücksspekulanten, böse Männer, böse Talentsucher. Ab und an streiten sich die Freundinnen und kreischen schrill aufeinander ein. In diesen Fällen sorgen mittelmäßige Gesangseinlagen der Damen wieder für Verschwesterung — immerhin haben die drei schon in ihrer Teenagerzeit gemeinsam gesungen. Am Ende fallen Eloise, Nola und Franki nebst ihren männlichen Begleitern doch auf die Füße. Michaela Lechner

„Lemon Sisters“. Regie: Joyce Chapra; mit Diane Keaton, Carol Kane, Kathryn Grody. USA 1989, 89 Min., Farbe, Foto: Impuls Film