: Emanzipierende Ausbildung
Die These, daß viele Schauspieler „an ihrem Talent gescheitert sind“, hat Olivia Rüdinger, die Inhaberin der Schauspielschule O 33, und sieben andere Theaterpädagogen dazu bewogen, über ein grundsätzlich anderes Konzept für Schauspielerausbildung nachzudenken. Grundgedanke des Teams, dem unter anderem auch die ehemalige Scala-Theater-Leiterin und Sängerin Geeske Hof-Helmers und die Schauspieler Erla Prollius und Martin Maria Blau angehören, ist es, dem „emanzipierten Schauspieler“ auf den Weg zu helfen. Nachdem man mehrere Jahre bei Fortbildungen mit ausgebildeten Schauspielern üppige Erfahrungen mit den „Defiziten, die man sich am Staatstheater erwirbt“ gemacht hatte, beschloß man im letzten Jahr, eine komplette dreijährigen Ausbildung anzubieten. Nach Ablauf des ersten Semesters stellte die Schule ihre neue Ausbildung jetzt der Öffentlichkeit vor.
Auffälligste Neuerung ist es, daß die 12 Schüler in den knapp zwanzig Wochenstunden neben dem Handwerk auch mit diversen anderen Tätigkeiten konfrontiert werden. Masken-, Bühnen- oder Kostümanfertigung gehören ebenso zum Studium wie Choreografie, Modern Dance oder Qi Gong. Durch die Teamarbeit der acht Pädagogen, die schon über viele Jahre zusammenarbeiten, soll anders als bei staatlichen Schulen eine homogene Ausbildung ermöglicht werden. Dadurch, daß die Lehrer fast alle auch selbst am Theater arbeiten, sei eine erhöhte Sensibilität für den Schüler gewährleistet: „Wir betreiben pädagogische Arbeit mit heißem künstlerischen Herzen“ sagt Hof-Helmers.
Durch ihre jahrelange erfolgreiche Arbeit, früher im tajazzo und seit 1987 in der Oelkersalle 33, ist der Status der Schule inzwischen so gefestigt, daß sie demnächst die Bafög-Anerkennung erhält. tlb
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen