■ Neu im Kommunalkino: "Die Rache des Wolfes"
Neu im Kommunalkino:
„Die Rache des Wolfes“
Was für ein Mann: cool bis in die Fußsohlen räckelt er sich in verwaschenen Jeans, Schlangenköpfe und Spinnen verschluckt er wie Lolipops, und mit Bowiemesser und Jagdgewehr geht er um wie weiland die übelsten bad guys im Western. Solche ungebrochenen Mannsleute traut sich außer in infantilen Actionfilmen kein Regisseur mehr auf der Leinwand zu zeigen. Nur wenn die Hauptperson ein Indianer ist, und wie ein Racheengel auf die Bleichgesichter herniederkommt, dann funktionieren die ausgeleierten Machotricks plötzlich wieder.
Was man vom weißhäutigen Helden des Films zu erwarten hat, wird gleich in der ersten Einstellung des Films deutlich: so wie der Anwalt Peter sich ängstlich in der Wildniss umsieht, sich in zehn Filmsekunden hoffnungslos im Wald verirrt und von einem kleinen Indianermädchen an der Hand in die Siedlung geführt wird, das ist schon die fast klassische Einführung eines Losers. Ein schwächlicher Liberaler, der für die Indianer Prozeße verliert, und dem natürlich später im Film auch noch die Brille zertreten wird.
Den gesamte Film beherrscht eine unangenehm sadistische Grundstimmung: zuerst werden die Indianer in ihrem Reservat im Norden Kanadas bei einem brutalen Polizeieinsatz geschlagen und gedemütigt, später kidnappt der große, böse Indianer den Anwalt und den Geschäftsführer der Papierfabrik, der für die Verwüstung des Indianerlandes verantwortlich ist, und piesackt die beiden für die restlichen zwei Drittel des Films. Man weiß nicht genau, ob diese Tortur wirklich passiert, oder nur eine Vision des Anwalts ist, sozusagen sein Initiationsritual. Die Romanvorlage heißt „A dream like mine“. Aber Regisseur Bugasjski gelingt es nicht, eine entsprechend traumhafte, phantastische Stimmung zu erzeugen.
Der Verleih warb bezeichnenderweise mit dem Spruch: „Der härteste Film zum Thema Indianer und Weiße im Columbus Jahr 1992“. Bei jedem Trend gibt es Trittbrettfahrer, und dieser Film versucht auf der Welle der neuen Indianerfilme mitzureiten. So spielt natürlich auch der neue Star dieses Genres Graham Green die Rolle des zornigen, starken, brutalen Indianers. Es drängt sich der Verdacht auf, daß Autor und Regisseur ihre Gewalt-und Allmachtsphantasien einfach auf diese Rothaut projizierten. Ein neuer Trick der Bleichgesichter! Wilfried Hippen
Kino 46, Fr./ Sa. 22.30. Do./ Fr.18.30
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