: Die Geister rufen?
Niemand wird dem Bremer Gesundheitssenator vorwerfen wollen, heimlich eine gentechnische Anlage an der Universität genehmigt zu haben. Nein, das Verfahren war nach Recht und Gesetz in Ordnung. Was nicht stimmt, ist die Logik des Gesetzes: Warum sollen über Genanlagen zur gewerblichen Nutzung Anhörungen stattfinden, über Forschungsstätten der Universität jedoch nicht?
Deshalb ist die Forderung nach öffentlicher Diskussion über ob und wie der Gentechnik in Bremen berechtigt. Befürworter und Gegner von Genmanipulationen befinden sich dabei im Dilemma: Wer Gentechnik rundweg ablehnt, schafft das Problem damit nicht aus der Welt. Wer Gentechnik rückhaltlos begrüßt, ohne die potentiellen Folgen zu sehen, ist entweder blind oder blöd. Niemand weiß ein Patentrezept — eigentlich die beste Ausgangslage für eine Diskussion.
Unausgesprochen lauern die schlechten Erfahrungen mit der Auseinandersetzung um die Atomkraft im Hintergrund des Streits über die Gentechnik. Die Folgen auch dieser neuen Technik für die nächsten Generationen sind heute unabsehbar. Weil wir nicht wissen, ob wir sie je wieder los werden, müssen wir vorher darüber reden, ob wir diese Geister überhaupt rufen sollen. Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen