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SPD erschauert in Wahlkampfwonnen

Angst vor dem Verlust der absoluten Mehrheit? Bammel um verlorene Senatorenrenten? Wut auf die blöden Verfassungsrichter? Pustekuchen: Wie befreit erleben Hamburgs SozialdemokratInnen den plötzlichen Zwang zum Wahlkampf. Zwar meldete der Kopf bei vielen führenden Sozis zunächst „Scheiße!“, doch urplötzlich setzte sich ein bauchgestütztes „Jetzt- erst-recht!“ durch. Wahlkampf — die rechte Antwort auf Engholmfrust, politische Pleiten und Politikverdrossenheit?

Mit 100 000 Wahlkampfzeitungen startet die SPD am Wochenende in die Schlacht um Hamburg. Die Wahlkampfmaschine wurde aus dem Stand auf Hochtouren gebracht. Die Führungsebene der SPD einigte sich schnell: Alle Feindschaften sind bis zum Wahltag begraben, alle, die bisher einen Posten oder ein Bürgerschaftsmandat haben, können erstmal davon ausgehen, daß sie es behalten dürfen, sollte die WählerIn es zulassen.

Als einziger Unsicherheitsfaktor gilt, ob der Unmut an der Parteibasis, seit Diäten und Asyl unkalkulierbar hochgekocht, sich nicht doch bei der einen oder anderen KandidatInnenkür bemerkbar machen wird. Aber: In Notzeiten zusammenstehen und Wahlkämpfe führen, die einem böse Feinde eingebrockt haben — auf diesem Terrain fühlen sich SozialdemokratInnen wohl. Mancher ist gar froh, sein quälendes Senatsamt mit dem Job einer Wahlkampflokomotive tauschen zu können.

Im ersten Wahlkampfrausch wollte ein Teil der SPD-Spitze gar noch schnell das Wahlrecht ändern und Wahlkreise einführen — das hätte den eigenen Wahlkampfschwung beflügelt. Kaum geboren, wurde die Idee schon wieder verworfen — Zeitprobleme und die ungewisse Legitimation der Bürgerschaft standen dagegen.

Bleibt die glückliche Selbsterkenntnis: „Wahlkampf führen — das können wir.“ Florian Marten

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