Soundcheck: Häwi Mädels / Messer Banzani / Farhan Sabbagh / Jason Rebello

SOUNDCHECK

Heute abend: Häwi Mädels. Wenn eine Girl-Band ihre Musik selbst als „Unter-Rock“ bezeichnet, befürchtet man meist das Schlimmste: Erinnerungen an frühachtziger New-Wave-Zeiten werden wach. Doch um mit Tick, Trick und Track zu sprechen: „I-wo!“; meint: weit gefehlt. Die Häwi Mädels aus Berlin-Kreuzberg spielen hart, schnell und gemein. Ihr Hardcore, eine Mischung aus Punk, Rock, Metal und Trash sorgt für Lärm und Freude. In Berlin sind sie bereits die Lieblinge der Szene. Leider haben Danuta, Chrisi und Nik erst zwei Singles – „Häwi Mädels“ und „Gwenhwyfar“ – veröffentlicht. Deshalb sollte ein Live- Konzert auf keinen Fall versäumt werden. Übrigens erntete die 1988 gergündete Band mit ihrer ersten Single, die 1990 erschien, wahre Begeisterungsstürme bei der Kritik. Dies ist nicht übertrieben, denn wenn ein männlicher Kritiker zugibt, das Trio spiele so manche „männliche Konkurrenz an die Heavy-Wand“, dann sind die Mädels verdammt gut. Greta Eck

Marquee, 21 Uhr

Heute abend: Messer Banzani. Die sechsköpfige Truppe hat beschlossen alles mal auszuprobieren, was man über Off-Beats so treiben kann. Ska, Reggae, Rap und Juju finden Eingang in die deutsche Tanzmusik. Ohne musikalische Perforation aber schöpfend aus einer reichen Plattensammlung erübrigt sich eine weitere Beschreibung des Gemisches. „Lalala“ und politische Allerweltsaussagen, die aber in englisch nicht so peinlich klingen, bilden den Vortrag. Stimmlich korrekt aber spirituell doch ein wenig arm mag die Band live ordentlich abräumen, denn kein Stil zu haben ist ja für eine Tanznacht nicht unbedingt das Schlechteste. Anschließend „Abtanz“. tlb

Honigfabrik, 21 Uhr

Morgen abend: Farhan Sabbagh. Der syrische Ud-Spieler Farhan Sabbagh ist einer der besten Interpreten der klassischen arabischen Musik. Auf der Ud, dem Vorläufer der europäischen Laute und Gitarre, dem Königsinstrument im Orient, gilt er als brillanter Virtuose. Sabbagh beherrscht aber nicht nur die alten Repertoires, sondern komponiert auch in der Tradition der arabischen Klassik. tlb

Monsun-Theater, 20.30 Uhr

Gehört: Jason Rebello. Irgendwann erhält der Keyboarder Jason Rebello wie vor ihm beispielsweise Stevie Wonder den Titel eines „musician's musician“. Was in „Musiker gesucht“–Anzeigen in Hamburger Stadtzeitschriften die anberaumte musikalische Richtung einer Band normalerweise als gesichtslos ausweist, führte Rebello als ein Feuerwerk der Stile vor: Funk, Jazz und Soul. Wer bei Jazz- Rock-Adepten an Blutleere oder „kalte“ Technik gedacht haben mochte, konnte sich am Mittwoch abend bei Rebellos Auftritt für einen herzlichen, zu Mätzchen auf-

1gelegten und wie nebenbei hochbegabten Leichtfuß entflammen. Rebellos Grundsatz schien in schönster Weise offensichtlich: Es gibt nichts, was man im Zusammenspiel nicht ausprobieren könnte, solange es sich als hilfreich, edel, gut und originell erweist. Das Publikum im

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3Mojo Club kam mit der Ausgelassenheit der Teilnehmer eines Jekami-Spiels aus dem Konzert: Jeder kann mitmachen. Gefühle zum Aufrühren lagen in der Luft, nicht zuletzt wegen den beiden Soulerinnen Jocelyn Brown und Marianne Jean- Babtiste. Kristof Schreuf