: Die Räumung steht bevor
Streit zwischen Altonaer ■ Bauwagenfrauen
und Genossenschaft eskaliert
Das Showdown scheint nahe, die Räumung steht bevor. Geschieht nicht ein Wunder, dann werden die ausschließlich von Frauen und Kindern bewohnten Bauwagen, die seit einigen Jahren an der Großen Brunnenstraße 73 campieren, in den kommenden Wochen mit Polizeigewalt vertrieben werden. Der Grund: Die „alternative“ Baugenossenschaft Osterkirchenviertel will auf der Altonaer Freifläche 29 Sozialwohnungen für ihre Mitglieder errichten.
Am kommenden Montag wird der Bauantrag der Genossenschaft im Altonaer Bauausschuß beraten und voraussichtlich verabschiedet. Danach soll so schnell wie möglich mit der Errichtung der vier Wohnhäuser begonnen werden. Bereits Ende April überbrachte Genossenschafts-Chef Joram Bejarno in Begleitung eines Gerichtsvollziehers und zweier Polizisten den Bauwagenfrauen ein schriftliches Ultimatum. Wenn die acht Frauen und vier Kinder, mitsamt der Bauwagen nicht bis Ende Mai verschwunden seien, werde die Genossenschaft einen Räumungstitel beantragen und den Frauen weit über 10 000 Mark für die angeblich von ihnen verursachte Bauverzögerung in Rechnung stellen. Nur wenn die Frauen schriftlich einwilligen würden, den Platz freiwillig zu räumen, werde die Genossenschaft sie bis zum Baubeginn dulden.
Doch statt Einverständnis erklärten die Bauwagenfrauen gegenüber der Genossenschaft bislang nur ihre Verhandlungsbereitschaft. Sie wollen mit den GenossenschaftlerInnen darüber reden, ob sich nicht beide Gruppen das Baugelände teilen könnten. Zumindest aber sollten sich die GenossenschaftlerInnen dafür einsetzen, daß den neun Bauwagen ein annehmbares Alternativgelände zur Verfügung gestellt wird und die Frauen solange auf ihrem angestammten Gelände bleiben können, bis eine Lösung gefunden ist. Die Frauen betonen: „Wir gehen, wenn es irgendwo in Altona ein Alternativgelände für uns gibt.“
Das aber ist nicht in Sicht. Die Altonaer Verwaltung bot den Frauen lediglich einen Parkplatz am Volksparkstadion an, weit ab von jeder Infrastruktur, dafür aber in unmittelbarer Reichweite der HSV- Hooligans. Bezirksamtsleiter Strenge betont: „An jedem anderen Altonaer Platz werden wir die Bauwagen sofort räumen“. Marco Carini
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