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Karl-Marx-Allee aus Dornröschenschlaf erwecken

■ Die denkmalgeschützte Straße soll endlich ein neues Gesicht bekommen

Als bedeutendes Dokument europäischen Städtebaus, traditionsbeladene Straße mit monumentalem Gestus und großes städtebauliches Ensemble lobten Fachleute und Politiker während einer Festveranstaltung die 40jährige denkmalgeschützte Karl-Marx-Allee. Kaum eine andere Berliner Straße sei derart von den gesellschaftlichen Verhältnissen geprägt worden, meinte Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD): Gegenwärtig komme es darauf an, daß die Wohnungsbaugesellschaft WBF, die Gewerbemieter, Architekten, Denkmalschützer und der Bezirk gemeinsam überlegten, wie diese Magistrale aus ihrem „Dornröschenschlaf“ erweckt werden könne.

Das große städtebauliche Ensemble muß nach Ansicht von WBF-Geschäftsführer Peter Norden sowohl denkmalgerecht wiederhergestellt als auch wirtschaftlich entwickelt werden. Nach der Wende habe mit dem Aus für viele Gewerbetreibende der wirtschaftliche Niedergang der einstigen Bummelmeile eingesetzt. Zwar bewegten sich auf der sechsspurigen Hauptverkehrsstraße stündlich bis zu 9.000 Autos, aber wegen fehlender Parkplätze rollten die potentiellen Kunden ohne Halt vorbei. Norden informierte darüber, daß die WBF in den zurückliegenden drei Jahren rund 55 Millionen DM in die Instandsetzung der Karl-Marx-Allee investiert habe. 1991 seien 40 Fernwärmestationen und 1992 in 1.200 Wohnungen die Heizungen erneuert worden. In diesem Jahr erfolgten Heizungsinstandsetzungen in weiteren 1.000 Wohnungen.

Die Denkmalpfleger seien keine „Quälgeister“, die aus der 2,3 Kilometer langen Allee ein Freilichtmuseum machen wollten, sondern Hüter der Geschichte und Kultur im Interesse künftiger Generationen, erklärte Landeskonservator Jörg Haspel. Friedrichshains Baustadträtin Martina Albinus (parteilos, von der PDS nominiert) kritisierte die Verzögerung der Arbeiten infolge gegensätzlicher Interessen. ADN

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