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Keine Mehrheit für Scharping

■ betr.: SPD-Abstimmung über Parteivorsitzenden

betr.: SPD-Abstimmung über Parteivorsitzenden

Eines zeigt die Befragung der Mitglieder deutlich: es gibt keine Mehrheit der Mitglieder für den neuen Vorsitzenden Scharping. Mehrheitlich entschieden sich die Mitglieder für Personen die glaubwürdig eine rot-grüne Perspektive vertreten.

Ein Tip für solche Abstimmungen: Wie in der Fußballbundesliga gibt es für den Sieg (hier erste Wahl) von jeder Wählerin und jedem Wähler zwei Punkte und für ein Unentschieden (hier „Zweitpräferenz“) einen Punkt. Da sich Schröder und Wieczorek-Zeul als eher „Linke“ näher stehen, hätten die Zweitpräferenzen den Ausschlag gegeben und Scharping bliebe Rheinland-Pfalz als Ministerpräsident erhalten. Johannes Bortlisz, Brühl

[...] Mit der Bürgernähe ist das so eine Sache. Abgesehen davon, daß 42 Prozent NichtwählerInnen nicht unbedingt Gleichgültigkeit demonstrieren wollten, sondern vielleicht mangels weiterer KandidatInnen der Wahl fernblieben, bleibt festzuhalten, daß nahezu 60 Prozent der aktiven WählerInnen sich nicht vom „Sieger“ vertreten fühlen dürften, denn ihre Stimme galt Schröder oder Wieczorek- Zeul. [...]

Das Ergebnis war voraussehbar – und sollte es wohl auch sein: Schröder oder Scharping. Frau stelle sich vor, es wäre die Möglichkeit einer Erst- und einer Zweitstimmte gegeben gewesen, wobei ersterer in der Auszählung doppeltes Gewicht beigemessen wird. So hätten Prioritäten gesetzt werden können, quasi eine Rangreihenfolge der WunschkandidatInnen, und entschiedene Scharping-Gegner beispielsweise wären nicht gezwungen gewesen, ihre Stimme auf die beiden GegenkandidatInnen zu verteilen. Hätten dann zwei Drittel der Scharping- und Schröder-Anhänger ihre Zweitstimme jeweils Wieczorek-Zeul gegeben, während zwei Drittel ihrer WählerInnen sich Schröder als „Ersatzkandidaten“ wünschten, dann hätte die Bundesrepublik tatsächlich ihre 1. Parteivorsitzende gehabt, bei ansonsten gleicher Stimmverteilung wohlgemerkt.

In jedem Fall jedoch hätte ein differenziertes Wahlverfahren die Gewähr dafür gegeben, daß die Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen auch tatsächlich hinter dem Wahlergebnis steht, zumindest als „KandidatIn“ der zweiten Wahl“. [...] Harald im Spring, Zell

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