Die Stahlsubventionen locken

■ Auch Thyssen und Preussag pokern um die Eko-Werke

Berlin/Düsseldorf (dpa/taz) – Die Eko-Stahlwerke in Eisenhüttenstadt finden plötzlich großes Interesse bei den westdeutschen Stahlkochern Thyssen und Preussag. Beide haben der Bundesregierung und der Treuhandanstalt ein sogenanntes „Alternativkonzept“ vorgelegt. Sie schlagen vor, auf den Bau eines Elektrostahlwerks zu verzichten und statt dessen 1.000 Ersatzarbeitsplätze zu schaffen.

Grund für die Initiative der Westdeutschen ist das Angebot des italienischen Stahlkonzerns Riva, der zur Zeit mit der Treuhand über eine Übernahme der Eko-Werke verhandelt. Die Italiener versprechen, in Eisenhüttenstadt ein neues Warmwalzwerk zu bauen. Thyssen fürchtet um seinen Anteil im Markt. Im Frühjahr war die EG-Kommission übereingekommen, Kapazitäten von 20 Millionen Tonnen Walzstahl abzubauen. Mit dem neuen Riva-Werk in Ostdeutschland gäbe es „vier statt drei Stahlwerke in Europa zuviel“, sagte gestern ein Thyssensprecher, es gelte „zu verhindern, daß man sich unter beschäftigungspolitischen Gesichtspunkten an Subventionen versündigt“.

Subventionen möchten aber auch die Westdeutschen Stahlkonzerne kassieren. Unterstützungen im Rahmen von 750 Millionen Mark sind von der Treuhand bereits zugesagt, für dieses Geld möchten die westdeutschen Stahlkocher nun mittelständische Firmen außerhalb der Stahlbranche aufbauen.

Von einer „Alternative“ zu dem italienischen Angebot könne daher keine Rede sein, sagte gestern Treuhand-Sprecher Wolf Schöde. Er vermag vor allem nicht recht zu erkennen, „welches eigene unternehmerische Risiko Thyssen und Preussag übernehmen“. Das Eigeninteresse ist durchsichtig genug. Denn für den Fall, daß auf Dauer keine neue Metallurgie in Eisenhüttenstadt errichtet würde, müßte das hochmoderne und auch von Thyssen und Preussag als weiterzuführender Teil angesehene Kaltwalzwerk mit Warmband aus anderen Werken, etwa von der Ruhr oder aus Salzgitter, beliefert werden, vermutet die Treuhand. Damit würde an diesen – westdeutschen – Standorten Beschäftigung gesichert.

Gespräche mit Bundesregierung und Treuhand wollen Thyssen und Preussag-Vertreter noch in dieser Woche aufnehmen. Eko- Stahl müsse jedoch auf einen „erhaltungsfähigen Kern“ zurückgeführt werden, forderte Ruprecht Vondran, Präsident des Wirtschaftverbandes Stahl, in Neuss. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen käme niemand auf die Idee, so Vondram poetisch, an einem „trockenen Standort“, wo weder Kohle noch Erz verfügbar sind“, ein integriertes Stahlwerk zu bauen. Doch müsse man „ein Herz aus Stein haben, wollte man den Menschen in Eisenhüttenstadt ihre Lebensgrundlage zerstören.“ nh