: Fallenlassen im Gräserdschungel
■ Ballett-Tage : John Neumeier, Marcia Haydee und „Die Stühle“ als Ereignis EreignisErHamburgeBallett-Tagen
Eine gewisse Rührung begleitet die 19. Hamburger Ballett-Tage. 20 Jahre hat es John Neumeier in Hamburg schon ausgehalten, und der Montag abend führte in der Staatsoper zurück zu den Anfängen seiner Hamburger Zeit. Hinter dem Titel Neumeier, Van Manen, Ek, Bejardsteckten fünf Choreographien von vier Choreographen, eine davon Desir, das1973 als erste Uraufführung eines Neumeier-Balletts in der Oper zu sehen war.
Nun tanzten Anna Grabka und Jean Laban den Pas de deux nach der Klaviermusik von Alexander Skrjabin. Mal lehnt Anna Grabka unbeteiligt am Flügel, der mitten auf der hinteren Bühne steht, während Jean Laban der Musik folgt. Langsam tanzen sie sich ins Gespräch miteinander, mit der Musik und auch mit dem Pianisten Marco Antonio de Almeida.
Die Sarkasmen, eine Choreographie von Hans van Manen nach Sergej Prokofjews „Sarkasmen“ für Klavier, tanzen Chantal Lefevre und Ivan Liska mit feinem Sinn für groteske Neckereien und komisches Imponiergehabe, beide lassen den Witz des Tanzstückes sprühen. In Gras von Mats Ek zu Rachmaninows Prelude „Ostern“ und der Fantasie „Die Tränen“ beginnt sich Gamal Gouda, erwacht zwischen Riesengrashalmen, wie traumwandelnd zu bewegen. Bettina Beckmann erweckt ihn zum Tanz, er ficht gegen den Dschungel aus Halmen, sie läßt sich in die Halme fallen, die sie sanft auffangen.
Zum Ereignis wurde wieder dieBejard-Choreographie des Ionesco Stücks Die Stühle mit John Neumeier und Marcia Haydee. Zu Richard Wagners Tristan und Isolde, Vorspiel und Isoldes Liebestod, geben sie, die beide die 50 schon hinter sich ließen, die zwei Alten zwischen den Stühlen, daß es ans Herz geht. Am Sonntag enden die Ballett-Tage mit der Nijinski-Gala.
jk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen