: Zwischen Schweinskopf & Kunst
■ Postkarten aus der Bremer „Unikat-Fabrik“ für Werbung und Kulturmanagement
Alle vier Wochen kommt eine neue Collection in die Ständer. Ein Dutzend neuer Motive, zwölf Gratis-Postkarten, die allesamt Unikate sind. In 15.000er Auflage, verteilt in 150 Bremer Kneipen und Cafes, Hotels, Kinos, Theater und Fitness-Center. Längst sind sie Sammlerobjekt: Versierte entdecken gleich, daß jedes Motiv seine Collectionsnummer hat. Man wartet schon auf die Neuen. Gibt es zum Grimassen-Gesicht des Bremer Kneipiers zwischen geschmückten Schweineköpfen etwa eine Fortsetzung? Oder wird auch die Bremer Brauerei sich eine poppige Werbung einfallen lassen? Vielleicht werden auch Kike und Stephan irgendwann eine zweite Karte auflegen, in der sie mitteilen, ob ihre kunstvolle Wohnungssuche (“Je 1 Zimmer, Küche, Bad“) Erfolg hatte.
Postkarten sind ein vielseitiges Medium. Noch dazu, wenn sie gratis zu haben sind. Die Idee von Gratis-Postkarten ist nicht neu. Es gibt sie seit einigen Jahren in Kopenhagen und Paris, „Edgar“ verteilt sie von Hamburg aus auch in Berlin, Frankfurt und Bremen.
Doch das System, mit dem die Bremer „Unikat-Fabrik“ seit März konkurrierend auf dem Markt ist, hat eine Besonderheit: Es vertreibt mit jeder Serie drei verschiedene Kartensorten. Ein Drittel der Karten nutzen Firmen als Werbeträger — entweder mit Reklame gleich auf der Vorderseite (“Nur nackt ist schöner — Stöckler“), oder mit elegant versteckter Botschaft auf der Rückseite (wie Schmuckdesignerin Suzanne Demierre, vgl. Unicard unten rechts). Kostenpunkt: 3.549 Mark, inklusive Druck und vierwöchiger Verteilung. Wesentlicher billiger verkaufen Marita-Karin Schwalm und Klaus Wagner (Ideenträger der „Unikat-Fabrik“) die postkartengroße Werbefläche zur Promotion für Kulturveranstaltungen und Initiativen, wie etwa für die „Straßenarbeiter“, mit denen sie gerade ein Motiv konzipieren. Dies ist das zweite Standbein, womit schließlich der Rest der Karten finanziert wird: damit Bremer KünstlerInnen ihre Kunst vorstellen können. Wie etwa Klaus Benk seinen „Schweineladen Nr.II“ (s.u.). ra
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