Ehlers vergessen

■ Adenauer-Stiftung übernahm Bildungswerk

Am Klingelschild steht schon „Konrad Adenauer-Stiftung“, die alte Leuchtreklame „Hermann-Ehlers-Akademie“ ist aber noch nicht ersetzt: „Seit dem 1.April hat uns die Adenauer- Stiftung geschluckt“, drückt Bremens CDU-Vorsitzender Neumann ohne Schnörkel den Tatbestand aus. Seitdem hat die CDU- nahe Bildungsetage in der Martinistraße 25 doppelt so viel Geld zur Verfügung, aber sie hat ihre norddeutsche Freiheit aufgegeben.

Noch ist der Wechsel nicht bis ins Detail vollzogen, Adenauer hängt so in der Ecke der Stiftungs-Dependance, daß der Versuch, die Prominenz zum obligatorischen Foto davor zu drapieren, schon im ersten Anlauf an der Enge scheiterte. Ehlers dagegen hängt frei an der Wand, noch.

Der Mann, dessen Namen wir in Zukunft nicht mehr hören sollen, wenn von CDU-naher politischer Bildung die Rede ist, spielte in der ersten Nachkriegsjahre als protstantischer Preuße aus der Tradition der Bekennenden Kirche eine besondere Rolle. Dieses protestantische Pendant war wichtig in einer Zeit, in der die CDU immer wieder als „katholische Rheinland-Bewegung“ etikettiert wurde.

Aus seiner Zeit im kirchlichen Wderstand hatte Ehlers aber auch freundlschaftliche Kontakte zu Personen wie Heinemann oder Niemöller, die scharf gegen die Wiederbewaffnungspolitik der Adenauer-Regierung Stellung bezogen. Heinemann, Innenminister für die CDU, trat in diesem Konflikt aus seiner Partei aus. Ehlers unterstützte die Adenauer-Linie der West-Bindung, war aber durchaus für Gespräche mit den SED-Vertretern der „Ost-Zone“. Umstritten so sein Besuch der Leipziger Messe 1954.

Vorgeschlagen von der CDU, aber auch mit den Stimmen der SPD-Fraktion war Ehlers 1950 zum Bundestagspräsidenten gewählt worden. In dieser Eigenschaft empfing er 1952 eine SED- Delegation mit Otto Nuschke — achzehn Jahre vor Beginn der „neuen“ Ostpolitik.

Als in der norddeutschen CDU in den 60er Jahren die Gründung eines eigenen Bildungswerkes debattiert wurde, daß hier den Platz der „katholischen“, an die CDU-Parteispitze angebundenen Adenauer-Stiftung wirken sollte, wurde der Name des 1954 überraschend verstorbenen CDU-Politikers Ehlers als Name gewählt.

Abgeschottet von den Bonner Geldtöpfen kam die Ehlers-Akademie aber nie auf einen grünen Zweig und mußte sich deshalb in die Arme der Adenauer-Stiftung die begeben. K.W