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Aufgeheizte Zauberworte

■ Drei Nächte voller Musica Popular Brasileira in der Fabrik

Musica Popular Brasileira (MPB) heißt das Zauberwort, unter dem in Brasilien alle Rhythmen firmieren, die aus der Verschmelzung afro-amerikanischer Elemente entstehen und das bunte Bild der Gesellschaft wiederspiegeln. Drei Nächte lang hing dieses Zauberwort über der Bühne der Altonaer Fabrik. Drei Combos präsentierten ihre unterschiedlichen Ansichten der MPB.

Der Star trat gleich am Dienstag abend auf. Gilberto Gil, eine lebende Legende in seiner Heimat und ehemaliger Kultusminister des Bundesstaates Bahia, war wieder in Hamburg und die Fabrik ausverkauft. In Brasilien gilt der Gitarrist und Liedermacher als Symbolfigur der Emanzipation der Unterdrückten, auf die Bühne kam er wie eine Diva. Seine Gruppe spielte ein paar Akkorde bevor Gil unter ohrenbetäubendem Jubel auf die Bühne trat. Die Stimmung schien vorprogrammiert: Jede Note, jedes Wort schien die Erwartungen zu erfüllen. Nicht nur die vielen Brasilianer sondern auch fast alle Einheimischen im Publikum sangen munter mit. Von Anfang an legte das Quintett ein fetziges Tempo vor, das die Gemüter aufheizte. In der zweiten Hälfte schaltete die Combo einen Gang zurück, die Pop-Samba-Soul-Reggae-Mischung klang nun etwas süßlicher. Doch deutete Gilberto Gil im Konzert auch Politisches an; Stevie Wonders „The secret Life of the Plants“ kündete er als das beste ökologische Lied, das je geschrieben wurde, an, auch tue es ihm nicht leid, kein Deutsch zu sprechen. Denn „ihr spricht ja alle englisch, seid alle zur Schule gegangen, in Brasilien hat nicht jeder diese Möglichkeit.“

Samba-Reggae zauberte die vielfarbige Gruppe Ara Ketu am Mittwoch auf die Bühne. Aus Rhythmen der Batucada-Samba und Candomble verbunden mit Melodiesträngen, die bis ins Poppige reichten, mixten sie die Formel ihrer Musik. Ata Keru hätte ein größeres Publikum finden können, wäre die Konkurrenz der großen Namen nicht so stark gewesen. Eine verbilligte Mehrtages-Karte hätte hier Abhilfe schaffen können.

Der Auftritt von Don Pullen's Afro-Brasilian Connection am Donnerstag gehört sicher zu den besten Jazzkonzerten dieses Jahres. Die imposante Vorstellung hatte aber herzlich wenig mit der zu Beginn angesprochenen MPB zu tun. Die Kreationen Don Pullens und seiner Begleiter hatten nicht Samba, sondern den Blues und afrikanische Strukturen als konstantes Element. Don Pullen am Klavier und Carlos Ward am Saxophon wechselten von melodischen Fragmenten zu atemberaubenden explosiven Improvisationsphrasen. Die musikalischen Konstrukte des Quintetts waren so bunt wie die Kleider des senegalesischen Perkussionisten Mor Thiam. Wie becirct trollten sich die Zuschauer.

Nikos Theodorakopulos/taz

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