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Grenzen des Bösen

■ „Die Bestie“, So., 23.25 Uhr, Sat.1

Sat.1 läßt nichts unversucht, um sich als führender deutscher Trash- Sender zu positionieren. Selbst wenn der ewige Zweite unter den Kommerzsendern mal ein Dokumentarfilm ins Programm nimmt, muß es wenigstens ein Opus über eine menschliche „Bestie“ sein. Am Sonntagabend zeigt Sat.1 einen französischen Film über den Massenmörder Tschikatilo, der im südrussischen Rostow in gut zehn Jahren mindestens 50 Menschen, meist männliche und weibliche Teenager, vergewaltigt, ermordet und verstümmelt hat. Auf eine „Reise an die Grenzen des Bösen“ will uns der Film von Gérard Rougeron und Elena Starodoubtseva mitnehmen.

Erstaunlicherweise erspart der etwas wirre Film uns trotz reißerischer Ankündigung die detailfreudige Schilderung von Tschikatilos Morden und konzentriert sich auf die Gerichtsverhandlung. Durch Verweise auf Tschikatilos Jugend in der stalinistischen UdSSR erhält der Film allerdings eine unangenehme ideologische Note. Fast scheint es, als wolle die russisch- französische Koproduktion den Massenmörder als Prototyp des Sowjetmenschen darstellen.

„Die Bestie“ schließt eine Lücke im Programmangebot von Sat.1, auch wenn die Sendeleitung das Potential dieses Films offenbar noch nicht erkannt hat, wie der späte Sendetermin zeigt. Ist denn noch niemand bei Sat.1 auf die Idee gekommen, daß eine Fernsehserie über die großen Massenmörder des 20. Jahrhunderts hervorragend zwischen „Retter“, „Phantastische Phänomene“ und „Zur Sache Kanzler“ passen würde? Tilman Baumgärtel

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