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■ DaumenkinoSliver

Gewissermaßen süffisant grinsend kolportieren die einschlägigen Filmmagazine dieser Tage, was für ein Flop dieser „Sliver“ genau ist. Ganze Katastrophenchroniken kursieren: Ein abgehalfterter Produzent namens Robert Evans (letzte große Nummer „Der Pate“) entschließt sich, Ira Levins Roman zu verfilmen, aber Levin will nicht verkaufen. Roman Polanski, den Evans als Regisseur will, erhält keine Einreise in die USA, weil er 1977, wie gemeldet, wegen angeblicher Unzucht mit Minderjährigen des Landes verwiesen wurde. Nun übernimmt Joe Ezterhas, von dem man ein bißchen mehr Basic Instinct erwartet, das Drehbuch. Sharon Stone, nach der das Ganze jetzt schon förmlich riecht, ist nicht interessiert. William Baldwin, der männliche Held, weigert sich, Probeaufnahmen zu machen. Stone, die inzwischen von dem Argument, Geena Davis könnte die Rolle übernehmen wollen, überzeugt worden ist, findet William Baldwin irgendwie nicht anziehend, kein Stück (kann man in gewisser Weise verstehen). Bei Außenaufnahmen auf Hawai stürzt der Hubschrauber ab, und zwar in den Kilauea-Vulkan. Pilot und Kameramann, so meldet die Zeitschrift „Cinema“ haben überlebt. (Wer hat nicht überlebt, Kollegen?) Sharon will den Schlüpfer nicht ausziehen. Nebenrollenstars Polly Walker und Tom Berenger sollen eine S/M-Szene spielen und finden's nicht gut. Weigern sich. Paramount will die Freigabe des Films an Jugendliche und fordert deshalb 110 Schnitte. Im Schneideraum wird Evans das Opfer einer Herzattacke. Die Jugendfreigabe wird bewilligt.

Jedenfalls ist der Plot folgender: La Stone gibt eine soeben geschiedene New Yorker Lektorin mit dem aparten namen Carly Norris, die wie einst Polanskis Mieter in ein Haus einzieht, in dem so mancher schon eines unnatürlichen Todes starb. Ihre Vormieterin Naomi zum Beispiel stürzte zwanzig Stockwerke tief in den Tod. Sie werden wahrscheinlich wahnsinnig überrascht sein, wenn wir Ihnen jetzt sagen, daß Carly Naomi zum Verwechseln ähnlich sieht. William Baldwin, der tatsächlich ungefähr so faszinierend ist wie ein nach Bac-Deo stinkendes Sportcoupé ist der Besitzer des Hauses, das angesichts dieser Ereignisse nur noch „Horror Highrise“ heißt, und er verfügt über eine perfekte Monitoranlage, mit der er dem ganzen Haus in die Schlafzimmer spähen kann. Natürlich fehlt nichts in der Sammlung, weder das zu erwartende S/M Szenario noch das kolportierte „Erste Mal“. Von den noch weniger appetitlichen Dingen wollen wir Ihnen hier gar nichts sagen. (Sie werden wahrscheinlich trotzdem heimlich reinschleichen, kaum daß wir uns mal umdrehen, ja?) Carly geht auch kucken, und beim gemeinsamen Looki, Looki ergibt ein Wort das andere, und schon ... Wo bleibt der Eispickel, Sharon Darling? mn

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