: Greenpeace entdeckt Ozonkiller
■ Umweltorganisation fordert nun härtere Strafen und neue Richtlinie / Bauverwaltung: Geltende Verordnung genügt
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat schon wieder Baustellen entdeckt, auf denen verbotenerweise mit FCKW-haltigen Materialien gearbeitet wird. Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zerstören die Ozonschicht. Zu den Baustellen zählen der Neubau des Rathauses Hellersdorf in der Risaerstraße, das „Elisabeth Diakonissen- und Krankenhaus“ in der Lützowstraße und das Museum für europäische Kunst (beide Tiergarten). Die Verwendung FCKW-haltiger Baustoffe verstößt laut Greenpeace gegen die Wohnungsbauförderungsrichtlinien und Beschlüsse des Abgeordnetenhauses.
Greenpeace fordert vom zuständigen Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) „endlich die Möglichkeit harter Konventionalstrafen zu schaffen“. Auch soll die „Beweislast“ umgekehrt werden, so daß die Bauherren vor Baubeginn mit Datenblättern nachweisen müssen, mit welchen Alternativen zu FCKW-haltigen Materialien sie Gebäude wärmeisolieren werden. Es dürfe nicht so weitergehen, daß die Umweltschutzorganisation Baustellen auf umweltgefährdende Baustoffe untersucht und nach der Entdeckung von Verstößen so gut wie nichts passiere, sagte Carsten Körnig, FCKW-Experte bei Greenpaece, der taz.
Die Forderung nach einer Umkehr der „Beweislast“ bezeichnete die Bauverwaltung als „blauäugig“. Beim öffentlich geförderten Wohnungsbau unterschrieben die Bauherren das FCKW-Verwendungsverbot, bei öffentlichen Bauten sei das Verbot in den Ausschreibungen Bedingung, sagte Peter Foerster-Baldenius, Leiter des Referats „Ökologischer Städtebau“ der taz. Wenn nun zusätzlich die Alternativen zu den Materialien mit Ozonkiller angegeben werden sollten, sei dies „doppelt gemoppelt“.
Die Richtlinien der Bauverwaltung bräuchten deshalb auch nicht geändert werden, so der Referatsleiter. Wer sich erwischen lasse, müsse auf eigene Kosten die umweltschädlichen Stoffe entfernen. Wie oft Stoffe bereits entfernt worden sind, wußte Foerster-Baldenius allerdings nicht. Greenpeace habe mit seinen Kontrollen aber auf jeden Fall Erfolge verbuchen können, denn der Bausenator habe die Bezirke und „alle unsere Bauleiter persönlich“ auf das FCKW-Verbot hingewiesen. Auf der überwiegenden Zahl landeseigener oder geförderter Baustellen werde deshalb ohne FCKW und H-FCKW gearbeitet. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen