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Ein ganz warmherziger Plan

■ Ohlsdorf: „Altes Krematorium“ wird Senioren-Residenz

Das Baudenkmal „Altes Krematorium“ in Alsterdorf erhält eine neue Aufgabe. Auf der gestrigen Pressekonferenz im Bezirksamt Hamburg-Nord erklärte Amtsleiter Jochen von Maydell, daß das seit Anfang der 80er Jahre ungenutzte und vom Verfall bedrohte Gebäude samt Parkanlage nun zu einem Altenwohnheim werden soll.

Nachdem noch in der Mitte der 80er Jahre mehrere Bewerber wegen der strengen Auflagen und hohen Baukosten abgesprungen waren, suchte man bei der erneuten Ausschreibung nach einem Kompromiß: Eine Nutzungserweiterung durch zusätzliche Bebauung des Geländes sollte das denkmalgeschützte Krematorium für Investoren attraktiver machen. Mit der dänischen Projektgruppe Uniplan und der Hansa, einer Altenheimverwaltung, fanden sich Interessenten, die zu Investitionen in Höhe von sechs Millionen Mark für einen Neubau und 2,2 Millionen zum Ausbau des Krematoriums bereit sind.

Das 1890/91 im Stile des späteren Historismus entstandene Krematorium soll dann nach den Vorstellungen von Uniplan und Hansa den zukünftigen Altenheim-BewohnerInnen als Restaurant dienen. Nach einem üppigen Mittagsmahl können sich die RentnerInnen dann in einem neben dem Krematorium geplanten Wohnblock mit 30 Appartements gemütlich zur Ruhe legen.

Beim täglichen Nachmittagsspaziergang im Park wird der Blick auf die Gräberanlage unseren alten MitbürgerInnen einen besinnlichen Rückblick auf ein langes und hartes Leben bescheren. Denn die strengen Auflagen sehen neben der Erhaltung des Krematoriums die Wiederherstellung des Urnenbereiches mit historischem Wegegeflecht vor.

Wie bei der Unterbringung von SeniorenInnen im ehemaligen Kühlhaus von Neumühlen scheint mit diesem Kompromiß wieder eine warmherzige Initiative gegen Pflege- und Wohnungsnotstand alter Menschen gelungen zu sein. Jörg-Uwe Kerstein

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