: Wind aus der Steckdose
■ Jeder Sturm kann in Energie umgewandelt werden
Die stillgelegte Giftmülldeponie Georgswerder hat sich vom Saulus zum Paulus gewandelt: Seit gut einem Jahr drehen sich hier die drei Flügel einer Windkraftanlage. Sie symbolisiert laut Umweltsenator Fritz Vahrenholt den verantwortungsbewußten Umgang mit der Natur in diesem Jahrzehnt.
Tatsächlich liegt die Anlage voll im Trend. In den vergangenen fünf Jahren hat die Windenergienutzung in Deutschland einen beachtlichen Aufschwung erlebt. Annähernd 1500 sogenannte Windkonverter sind inzwischen in Betrieb, Anlagen also, die kräftige Winde in elektrische Energie umwandeln. Allein im vergangenen Jahr wurden 360 von ihnen errichtet, ging praktisch jeden Tag eine Windkraftanlage ans Stromnetz. Insgesamt erzeugt der deutsche Windpark jährlich 462 Gigawattstunden elektrische Energie; die eingefangenen Windleistungen werden also bereits in Milliarden gerechnet.
Große Nachfrage nach neuen Standorten besteht vor allem an den Küsten von Nord- und Ostsee. Dort wehen bundesweit die energiereichsten Winde. Doch auch in südlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Sachsen drehen sich erste Windkonverter.
Wieviel Energie in Deutschland tatsächlich durch Wind erzeugt werden kann, läßt sich nach Angabe der „Deutschen Gesellschaft für Windenergie“ (DGW) in Hannover nur schwer abschätzen. „Immerhin wollen Niedersachsen und Schleswig-Holstein im kommenden Jahrzehnt etwa zwanzig Prozent ihrer Bevölkerung durch Windstrom versorgen“, heißt es in einer Informationsschrift. „Dadurch wird aber das in diesen Ländern vorhandene Potential an Windenergie bei weitem noch nicht ausgeschöpft“, meint die DGW. Dabei sei der Ausbau der Windenergienutzung ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. „Im Gegensatz zur Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken entstehen durch die Windenergie keinerlei Luft- und Bodenschadstoffe.“
Doch die Hindernisse für die Verbreitung alternativer Energien liegen weiterhin auf der politischen Ebene. „Wenn man an den heutigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen festhält, ist kein alternativer Energieträger konkurrenzfähig“, sagt Adolf Götzberger, Vorsitzender der Internationalen Solarenergiegesellschaft. „Das liegt daran, daß die fossilen Energien zu billig verkauft werden. Denn die kostenintensiven Umweltauswirkungen bis hin zum Treibhauseffekt sind im Preis nicht enthalten.“ Das könnte sich ändern: Die bisher nachgewiesenen Erdölvorräte reichen nur noch für 30 Jahre. Torsten Schubert
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