: Der Kurs des kurzen Prozesses
■ Grone-Geschäftsführung hält an den 105 Kündigungen fest
Beim Weiterbildungsträger Grone Schule geht es weiter hoch her: Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung sprachen gestern Vertreter aller vier Rathausparteien ihr Unverständnis darüber aus, daß Grone-Geschäftsführer Dr. Peter Rabels die Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit (taz berichtete) gekündigt hat, um noch bis zur Jahreswende 105 Kündigungen aussprechen zu können. Das Arbeitsgericht hat allerdings das Vorhaben vorerst gestoppt, Rabels hofft nun auf das Landesarbeitsgericht.
Durch die im März geschlossene Betriebsvereinbbarung sollten Entlassungen verhindert werden, nachdem die Bundesanstalt für Arbeit die Mittel für den Bereich Fort- und Umschulung (F+U) reduziert hatte. Die drastischen Kürzungen hatten zur Folge, daß fast zwei Drittel aller Maßnahmen ausgelaufen sind.
Nun gibt es aus Bonn aber Signale, den Topf für F+U-Maßnahmen 1994 wieder kräftig aufzustocken. Aufgrund dieser Tatsache besteht bei den 290 MitarbeiterInnen Unverständnis darüber, weshalb nun im Schnellverfahren die Massenentlassungen durchgezockt werden sollen. Es gibt daher Vermutungen, daß Sozialdemokrat und Ex-Staatsrat Rabels, der jüngst in den Grone-Vorstand berufen wurde, die Stiftung Grone-Schule liquidieren und in eine GmbH umwandeln soll.
Das hätte den Effekt, daß die Schule aus der Tarifbindung des öffentlichen Dienstes fallen würde und die DozentInnen nicht mehr nach den relativ guten BAT-Gehältern bezahlt werden müßten. In einer GmbH könnten die MitarbeiterInnen dann neu zu Billiggehältern eingestellt werden. Betriebsrat Peter Petersen: „Die Vermutung besteht nicht zu Unrecht, aber es gibt noch keine Beweise.“ Ein Indiz für die These ist aber, daß Rabels sich beharrlich weigert, Zahlen über die wirtschaftliche Situation der Schule offenzulegen.
Gegenüber der taz dementiert Rabels zaghaft derartige Pläne: „Das sind im Augenblick reine Sepkulationen.“ Die Grone-Schule sehe sich aufgrund der ausgebliebenen Aufträge weiterhin gezwungen, an den Kündigungen festzuhalten. Von Kürzungen seien im Übrigen auch andere Bildungsträger betroffen; so sind bei der stadtstaatlichen Stiftung Berufliche Bildung derzeit 60 Entlassungen in der Diskussion. Rabels: „Die Grone-Schule kann einen Anpassungsweg nur durch Kündigungen vollziehen.“
Auch nach der gestrigen Politikerschelte wird der Grone-Chef den Kurs des kurzen Prozesses weitergehen. Rabels: „Es gibt keine Ereignisse, die die Schlachtordnung verändert haben.“ Kai von Appen
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