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Offener Brief

■ betr.: Geplante Schließung der Lesbenberatungsstelle Kulmer Straße

Wir sind eine Selbsthilfegruppe (Lesben aus Familien mit alkoholkranken Eltern), die sich regelmäßig in den Räumen der Lesbenberatung Kulmer Straße trifft.

Mit Wut und Empörung hören wir von der geplanten Schließung der Lesbenberatung. Für uns ist die Lesbenberatung ein Ort der Kommunikation und ein Treffpunkt, an dem wir in einer geschützten Atmosphäre die Möglichkeit haben, uns auszutauschen, uns gegenseitig zu helfen und Solidarität zu erfahren.

Als erste Beratungsstelle für lesbische Frauen in Deutschland arbeitet die Lesbenberatung seit nunmehr 12 Jahren erfolgreich und ist ein fester Bestandteil lesbischer Infrastruktur in Berlin geworden.

Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle bieten uns professionelle Hilfe, die heterosexuelle Beraterinnen nicht leisten können.

In einer durch Zwangstheterosexualität geprägten Gesellschaft erfahren wir tagtäglich Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung. Grundlegende Menschenrechte werden uns weiterhin vorenthalten. Deshalb ist es für uns um so wichtiger, in der Öffentlichkeit präsent zu sein.

In der Lesbenberatungsstelle haben wir die Möglichkeit und den Raum, gemeinsam lesbisches Bewußtsein und Identität zu entwickeln.

Wir sind entsetzt, daß der Berliner Senat die Forderungen der Republikaner von 1992 (Kürzung der Mittel für die Lesbenberatung) so schnell politisch umsetzen will.

Wir fordern die Verantwortlichen deshalb auf, sich am 17. September 1993 für die kontinuierlichen Weiterfinanzierung der Lesbenberatungsstelle Kulmer Straße einzusetzen.

Sollen wir die geplanten Kürzungen nicht als weitere Unterstützung rechtsradikaler Forderungen verstehen, muß die Lesbenberatung erhalten bleiben. Selbsthilfegruppe

Doris Leymann,

Renate Kümmel

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