90 Schüler müssen in einer Halle turnen

■ Besonders im Ostteil fehlen Sporthallen / Keine Verbesserung durch Olympia

Für die Schüler des 3. Gymnasiums in Hellersdorf ist der Sportunterricht nur noch entnervend. Und das liegt nicht an sadistischen Sportlehrern oder fiesen Ballspielen, sondern an „äußeren Umständen“: Eine Außensportanlage steht nicht zur Verfügung, das Gymnasium muß sich mit der angrenzenden Grundschule eine kleine Turnhalle teilen. Mitunter sind dann bis zu 90 Schüler gleichzeitig in der Halle – eine Qual für alle Beteiligten.

Petra Pleschinger, Elternsprecherin einer neunten Klasse am Gymnasium, beschreibt die Luft in der Halle bei Überfüllung als „furchtbar“, die Sanitäranlagen seien völlig veraltet und in desolatem Zustand, Umkleideräume seien nur für 30, nicht aber für 90 Schüler vorhanden. Dabei ist die Situation im 3. Gymnasium kein Einzelfall. Erdmute Safranski, Pressesprecherin der Berliner Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), bezeichnet die Sporthallensituation an Berliner Schulen, speziell im Ostteil der Stadt, als „mehr als mies“. Generell fehlten Sportstätten und Hallen, so daß es oft zu der „Gruselsituation“ komme, daß zwei oder mehr Klassen sich in einer kleinen Halle drängeln müßten.

Mitverantwortlich dafür, sagt Erdmute Safranski, sei der Senat, denn dort fehle der politische Wille, schnell Abhilfe zu schaffen. „Es wird da auch keine Besserung durch Olympia geben. Für den Massenbedarf springt selbst beim Zuschlag für Berlin überhaupt nichts raus“, meint die 48jährige, die selbst Lehrerin an einer Neuköllner Schule ist. Doch nicht nur fehlende Mittel, auch zu wenig freies Gelände im Umkreis der Schulen behindere die Schaffung vernünftiger Sportstätten.

In Hellersdorf, wo rund 40.000 Kinder und Jugendliche leben, gibt es nach Auskunft von Rosemarie Stegemann, der Pressereferentin für Kultur und Bildung beim Bezirksamt Hellersdorf, nur „anderthalb Sportplätze“. Es seien eher die Innenstadtbezirke, die Geld vom Senat bekämen, deshalb sehe es in Hellersdorf „immer noch so finster aus“. Das wird durch Zahlen belegt: Bei der Vergabe von Mitteln aus einem kommunalen Investitionsprogramm, das speziell für Schul- und Sportstättenbau Mittel bereitstellt, steht Hellersdorf mit 5,1 Millionen Mark ganz hinten auf der Liste (Prenzlauer Berg: 13,8 Millionen Mark). Bei der Senatsverwaltung für Schule, Bildung und Sport fühlt man sich für die katastrophale Lage nicht verantwortlich: „Man kann nicht in zwei oder drei Jahren auffangen, was 40 Jahre heruntergewirtschaftet worden ist“, sagt die pädagogische Referentin Gerda Scherer und verweist auf ein Sportanlagen-Sanierungsprogramm, das in diesem und in den kommenden Jahren jeweils 30 Millionen Mark für die östlichen Bezirke vorsieht. Außerdem setzt man auf die „große Hoffnung“ Olympia, für die ja eine „vernünftige Sportinfrastruktur“ geschaffen werden müsse, um genug Trainingsstätten zur Verfügung zu haben. Doch so groß braucht es das 3. Gymnasium in Hellersdorf gar nicht: Hier, sagt Petra Pleschinger, reiche eine einfache, aber eigene Sporthalle.