■ MediaBazaar: USA: Fernsehen von Lesben für Lesben
New York (taz) – Zwei Jahre lang durfte sich „Läsbisch TV“ aus Berlin mit Fug und Recht „das einzige lesbische Fernsehmagazin auf diesem Planeten“ nennen. Dann zogen die Damen in New York nach: Seit Juni sendet „Dyke TV“ jeden Dienstag um 20 Uhr auf Manhattans Kabelkanal 34. Das Magazin bringt 30 Minuten lang Nachrichten und Veranstaltungstips, Berichte aus Gesundheit, Sport und Kultur. Ein bißchen Klatsch ist auch dabei. Der Schwerpunkt aber liegt bei der Lesbenpolitik: „Dyke TV“ ist auf dem besten Weg, das Sprachrohr der neuen radikalen Lesbenbewegung zu werden. Während die religiöse Rechte in den USA zur Hetzjagd aufruft, sind die New Yorker „Lesbian Avengers“, die lesbischen Rächerinnen, dabei, den Damen Beine zu machen: Mit medienwirksamen Aktionen wollen sie Lesben aus der Unsichtbarkeit hervorholen. Bei einer von ihnen organisierten Lesbendemo vor dem Weißen Haus war „Dyke TV“ mit der Kamera dabei: „Wir zeigen, was die großen Fernsehgesellschaften ignorieren.“
„Dyke TV“ ist Billigfernsehen mit einem Touch Unbeholfenheit. In nur zwei Monaten Vorbereitungszeit hat das Gründungskomitee Spenden und öffentliche Gelder zusammengekratzt und eine halbwegs bezahlbare Videoausrüstung angeschafft. Jetzt besitzt „Dyke TV“ am Rande Chinatowns ein geräumiges Büro mit Schnittplatz, das zugleich als Aufnahmestudio dient. Die Suche nach Sponsoren ist aufreibend, aber nicht aussichtslos. Manch ein amerikanischer Konzern unterstützt heute schon das eine oder andere Lesben- oder Schwulenprojekt. Außerdem sollen monatliche Benefizparties den finanziellen Grundstock bilden. Aber niemand weiß, wie lange sich die verwöhnte New Yorker Szene zu wilden Festen mit Nackttanzwettbewerben à la Go-Go und „Erotic Lounge“ zum Pornogucken und Mitknutschen verlocken läßt. Somit bleibt auch bei „Dyke TV“ der Spendenaufruf ein unverzichtbarer Programmteil einer jeden Sendung.Christine Olderdissen
„Dyke-TV“-Mitschnitte zeigt das Spinnboden Lesbenarchiv heute, 19 Uhr in Berlin, Burgsdorfstr.1
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