: Das Ende einer Geisterfahrt
■ Polizeipräsidum soll am Berliner Tor bleiben: Sanierung kommt billiger Von Kai von Appen
Das Polizeipräsidium - so will es die Finanzbehörde - wird nun doch im asbestverseuchten 50er-Jahre-Betonklotz am Berliner Tor bleiben. Die Innenbehörde hofft zwar noch auf eine Alternative, doch der Hamburger Sparsenat wird sich am kommenden Dienstag wohl der Billiglösung anschließen.
Eineinhalb Jahre dauert nun schon die Debatte um die Zukunft des häßlichen Hochauses — und damit des Polizeipräsidiums – an. Damals war festgestellt worden, daß das Gebäude, vor dem sich in den sechziger Jahren Jerry Cotton (alias George Nader) wüste Schießereien mit der New Yorker Unterwelt lieferte, total asbestverseucht ist. Die Kosten für eine Sanierung werden auf 300 Millionen Mark inklusive Teilmodernisierung — oder besser gesagt: Instandsetzung – beziffert. Für die Polizei eine wirtschaftlich kaum vertretbare Summe.
Im Juli 1992 beschloß der Senat, eine Kommission einzusetzen, die Alternativen prüfen sollte. Seitdem sprudelten die Ideen: Abriß und Neubau. Neubau an anderer Stelle. Zuletzt war ein Umzug in den Poseidon-Neubau in der City Süd oder in ein Hotel an der A 255 im Gespräch. „Das Präsidium geistert mittlerweile wie die Mehrzweckhalle durch die Stadt“, so Finanzbehördensprecher Rainer Wiemers etwas ironisch.
Für Wiemers scheint der Fall ohnehin längst klar: „Die Sanierung ist die kostengünstigste Lösung. Wir haben schließlich Gesetze einzuhalten.“ Selbst wenn einbezogen wird, daß der ältliche Klotz am Berliner Tor in ein paar Jahren an den nicht modernisierten Stellen wieder zu bröckeln beginnt, ist laut Bauexperten diese Lösung immer noch 200 Millionen Mark billiger als ein Neubau oder der Umbau etwaiger Alternativbauten. Und wenn die Asbestsanierung fehlschlägt? Wiemers: „Ein Risiko ist immer dabei.“
Innenbehördensprecher Peter Kelch ist von dieser Selbstsicherheit ein wenig überrascht: „Einzelaussagen von Leuten haben keine Relevanz.“ Der Senat habe am 1. Februar die Beschlußfassung auf kommenden Dienstag vertagt, um nochmals alle Alternativen zu prüfen. Die Innenbehörde glaubt, daß die Umzugsvariante den Zuschlag bekommen wird - Kelch hoffnungsfroh: „Erst am Dienstag wird eine Entscheidung fallen.“
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