Bunte, schrille, lustige und reizvolle Shows

■ Sonntag eröffnet das Delphi-Theater / Hardy Homann über das Musical-Projekt

Als vor zwei Jahren eine Horde Kurzhaariger mit Baseballschlägern und Äxten die Eimsbüttler Schicki-Micki-Disco Trinity zerlegte, schien das Abriß-Schicksal eine weitere Hamburger Institution erfaßt zu haben. Daß das 80 Jahre alte ehemalige Ballhaus – später genutzt als Kursaal, Kino und Disco – doch einen weiteren Frühling erlebt, verdankt es Hardy Homann und Frank Gräsel, ehemals Betreiber des Neuen Theaters am Holstenwall, vorher des Macadam. „Uns wurde es am Holstenwall zu eng. Deswegen haben wir uns nach der Schließung des Trinity um den Laden bemüht“, erzählt Hardy Homann in einem taz-Gespräch.

Das Ergebnis der Bemühungen heißt Delphi, ist ein Musicaltheater und feiert am Sonntag mit Ein Käfig voller Narren Premiere. Der Weg dahin war beschwerlich: „Die Sanierung des Hauses, inklusive Asbestentsorgung, Pilzbefall- und Schimmelentfernung, hat gut zwei Millionen gekostet. Eine weitere Million verschlangen die Innenausstattung und die erste Produktion. Von der Kulturbehörde gab's nur moralische Unterstützung in Form eines Grußwortes. Denen sind immer noch die Theater am liebsten, die nichts kosten, aber Steuereinnahmen bringen.“

Dementsprechend startet man mit einem garantierten Kassenfüller, denn „das Risiko, auf einen Newcomer zu setzen, wäre nicht zu verantworten“, so Homann, der bei Erfolg auch dem Nachwuchs eine Chance geben will. „La Cage Aux Folles ist ein Klassiker, den ich liebe und ideal für ein Gastronomietheater wie unseres halte.“

Der Namenszusatz „Musical and more“ zeigt, daß im Delphi nicht nur Musicals aufgeführt werden. Artverwandtes wie Konzerte, Revuen, Operetten oder Themenabende zu einem Komponisten werden hinzukommen. Außer seinen 452 Plätzen bietet das Theater noch eine Pianobar und ein Bistro, das ab 10 Uhr geöffnet sein wird.

Einmal am Erzählen, plaudert der stets frohgelaunte Hardy, dessen Showtalent in der Figur der Tamara auch auf Hamburger Bühnen zu bewundern war, gleich über Musicals im allgemeinen: „Es reicht nicht, 20 Leute zusammenzutrommeln, um die Leute an der Kasse abzuzocken. Einen alten Hut wie My Fair Lady lieblos zusammenzuschustern, um in der 19. Reihe dann 143 Mark dafür zu verlangen, nimmt das Publikum übel.“ Den Vorwurf, Musicals seien anspruchslos, weist er von sich: „Gute Musicaldarsteller sind künstlerisch ganz hoch anzusiedeln. Wer einmal versucht hat, zwei Minuten zu tanzen und dabei fehlerfrei zu singen, weiß, wie schwer das ist.“

Daß er Ärger mit den Anwohnern bekommt, die Angst um ihre Nachtruhe und ihre Parkplätze haben, glaubt er nicht: „Für Autofahrer stellen wir hinter dem Haus Parkraum zur Verfügung, und in der Eintrittskarte ist ein HVV-Ticket enthalten. Wir wollen uns hier organisch einfügen. Der damalige Ärger war Trinity-bedingt, bei uns steht niemand nachts um vier vor der Tür.“

Wie das Schmidt wird auch das Delphi eine eigene Fernsehshow erhalten, die Delphi-Dolls. Am ersten Oktober um 22 Uhr gibt's die „bunte, schrille, lustige und reizvolle Music-Comedy-Show“ (Homann) mit Nonsenshandlung auf N3 zu sehen. Andreas Dey