„Konservativ, aber erfolgreich“

■ Bremer Drogenprojekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ setzt auf Entzug

„Abstinenzorientierte Drogenarbeit ist zwar etwas konservativ, aber erfolgreich“, findet Gabriele Doliva vom „Bremer Verein für Selbsthilfe“. Der Verein bietet seit zehn Jahren Hilfen für die Zeit direkt nach dem Entzug an. Dazu gehören Therapien, Arbeit in den eigenen Werkstätten sowie betreutes Wohnen in Wohngemeinschaften. Damit ist dieses Konzept die klassische Alternative zu dem „Methadon“-Programm, das das Rauschgift nur durch ein kontrolliertes Suchtmittel substituiert. Nach Angaben des Vereins sind ein Drittel der Betreuten auch nach fünf Jahren immer noch clean. Bei Menschen, die das Programm erfolgreich beenden, seien es sogar 80 Prozent.

In Bremen erhalten 1.000 von geschätzten 2.000 bis 4.000 Abhängigen inzwischen Methadon. Viele Junkies wollen jedoch mehr, weshalb die Angebote des Vereins überlaufen sind, sagt Vereins-Psychologin Doliva. Für Volker Tegeler vom Vereinsvorstand ist Substitution als Drogenpolitik nur „Traumtänzerei“. Ziel müsse der vollständige Entzug bleiben. Da in Bremen politisch jedoch Substitution bevorzugt werde, fürchtet der Verein nun Mittelkürzungen.

Frank Nolte vom „Bremer Institut für Drogenforschung“ an der Uni kann diese Erfolgsbilanz des Vereins kaum glauben. Er meinte auf Nachfrage der taz, eine Erfolgsquote um zwei bis drei Prozent bei Entzugsversuchen sei realistischerweise anzunehmen. Drogenfreiheit als primäres Ziel sei daher Illusion. Wichtig sei es, die Menschen zu entkriminalisieren, damit sich ihr Drogenkonsum „normalisieren“ könne. Eine Kultur ohne Drogen habe es in der Geschichte nie gegeben und sei auch zuküftig nicht zu erwarten. aw