: Hubert Burda werden Online-Sperenzien zu teuer
■ Der Medienkonzern will als Content-Provider das Geschäft allein ausbauen
Berlin (taz) – Die chromgerahmten Fotos von der Unterzeichnung des Vertrags über die Europe Online S.A. in den Burda- Geschäftsräumen können abgehängt werden. Der Münchner Burda-Medienkonzern als größter Anteilseigner am europäischen Onlinedienst (26 Prozent) will nicht länger in das Gemeinschaftsunternehmen investieren. Bis zu 50 Prozent der Kosten hatte Verleger Hubert Burda übernommen, seine Partner wie die US-amerikanische Telekommunikationsgesellschaft AT&T, die britische Pearson oder der französische Mischkonzern Matra-Hachette hatten sich dagegen finanziell zurückgehalten.
„Es ist wirtschaftlich nicht weiter zu verantworten, dauerhaft Kapital und Kreativität des Konzerns an ein kompliziert zu navigierendes Projekt zu binden“, hieß es gestern aus dem Burda-Hochhaus in München-Bogenhausen. Im April hatte Burda bei der in Luxemburg sitzenden EOL angemahnt, daß die Eigentümerstruktur neu geordnet werden solle. Flexibler sollte das Mutterhaus werden, schneller auf den Markt reagieren können. „Diese Neuordnung hat Luxemburg bisher nicht erreicht“, heißt es in einer Mitteilung des Burda-Konzern. Der werde daher „seine Investitionskraft künftig verstärkt auf die Entwicklung eigener Internet-Angebote für den deutschen Markt konzentrieren“.
Im Burda-Konzern ist Online Chefsache. Hubert Burda selbst ist begeistert von der Idee des prognostizierten Zukunftsmarkts. In seinen fünf Online-Redaktionen hatte Burda zweistellige Millionenbeträge in den vergangenen neun Monaten investiert. Lukrativ sind „Focus-Online“, „Haus und Garten Online“ oder die für StudentInnen entwickelte Online- Zeitung „Uni-Online“ bislang jedoch nicht. Zu groß sind die Schwierigkeiten, Werbern das neue Medium zu verkaufen. „Burda will langsam mal Geld damit verdienen“, sagte ein Online- Mitarbeiter Burdas.
Zum 1. Juli hat daher Peter Weidermann den neu entstandenen Vorstandsposten der „Neuen Medien“ eingenommen. Er soll die Online-Aktivitäten von Burda strategisch neu organisieren. Zum gleichen Zeitpunkt wurde ebenfalls eine zentrale Internet-Redaktion innerhalb der neuen BurdaCom GmbH eingerichtet. Die Online-RedakteurInnen sollen elf Burda-Zeitschriften für das Internet aufbereiten. Damit wird Burda-Online endgültig zum Content- Provider, bietet seine eh gedruckten Texte lediglich auch online an.
Weidermann sieht in Deutschland den „spannendsten europäischen Online-Markt“. Der entwickle sich mittlerweile so schnell, daß Burda sich aus Europe-Online ganz zurückziehen will. Eine Entscheidung darüber falle in den nächsten Tagen. ufo
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