piwik no script img

Nebenkriegsschauplatz Nebenklage

■ Lübecker Brandanschlag: Anwälte ganz losgelöst

Im Prozeß um den Lübecker Brandanschlag gärt es zwischen den als Nebenkläger am Verfahren teilnehmenden Ex-Bewohnern der abgefackelten Unterkunft und ihren Anwälten. Während Jean-Daniel Makodila und Joao Bunga erklärt hatten, sie würden als Nebenkläger „die Wahrheit erfahren wollen, dabei aber „nicht davon ausgehen, daß Safwan Eid den Brand gelegt“ habe, agieren zwei der drei Nebenkäger-Anwälte zunehmend als Ersatz-Staatsanwälte – losgelöst vom Willen ihrer Mandanten.

Jüngstes Beispiel: Ein Befangenheitsantrag gegen den Brandgutachter Ernst Achilles, der einen Ausbruch des Feuers im Vorbau des Flüchtlingsheims und damit einen Brandanschlag von außen nicht ausschließt. Vergangenen Mittwoch hatte Bungas Anwalt Ulrich Haage ohne Rücksprache mit seinem Mandanten den Ausschluß von Achilles aus dem Verfahren beantragt, da dieser ursprünglich für die Verteidigung als Brandsachverständiger tätig war.

Auf Intervention Bungas, der nach Informationen der taz plant, seinem Anwalt das Mandat zu entziehen, nahm Haage den Antrag gestern zurück. Postwendend sprang ihm Nebenkläger-Anwalt Wolfgang Clausen zur Seite und stellte nun seinerseits einen Befangenheitsantrag gegen Achilles.

Große Chancen kann sich Clausen dabei nicht ausrechnen: Dem Gericht war bekannt, daß Achilles für die Verteidigung begutachtet hatte, als es ihn zum Sachverständigen berief. Der Befangenheitsantrag wurde vorläufig vertagt. Achilles hingegen nahm gestern am Verfahren wie gewohnt teil und legte am Ende des Prozeßtages einen neuen Zwischenbericht zu seiner Brandexpertise vor. Marco Carini

Siehe Bericht Seite 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen