: Gewaltige Aufregung um Krümmel
■ SPD-Politiker warnen AtomgegnerInnen vor Gleisdemontage
Die Reaktion kam prompt. Mit markigen Widerworten reagierten gestern Bürgermeister Henning Voscherau und Umweltsenator Fritz Vahrenholt (beide SPD) auf die Stellungnahmen zweier Hamburger GALier zu dem bevorstehenden Schienenaktionswochenende vor dem Atommeiler in Krümmel. Die dort geplante Gleisdemontage hatte der GAL-Abgeordnete Holger Matthews auf einer Mobilisierungsveranstaltung am Dienstag abend als „akzeptabel“bezeichnet, der GAL-Bürgerschaftskandidat Lutz Jobst gar als „sympathisch“.
„Verantwortungslos“und ein „schwerwiegender Vorgang“, befand der Bürgermeister, sei jede Billigung eines „kalkulierten Rechtsbruchs“durch die GAL. „Politisch unerträglich“, assistierte Vahrenholt, der in einer rotgrünen Koalition um seinen Job bangen muß, seinem Senatschef: „Wer so Partei ergreift, verliert den Anspruch auf politische Akzeptanz.“
Während das antigrüne SPD-Duo die Schienendemontage verbal geißelte, kündigte die Polizei an, rund 1000 schleswig-holsteinische Beamte am Wochenende aufzufahren, um Demontage-Aktionen zu verhindern. Für den Polizeieinsatz veranschlagt das Kieler Innenministerium Personalkosten von einer halben Million Mark. Der Leiter des Polizeieinsatzes, Hans-Jürgen Winter, teilte gestern mit, er gehe „in erster Linie von einer angemeldeten friedlichen Veranstaltung aus“, an der sich etwa 3000 Personen beteiligen würden. Nachdem jedoch bereits in der Nacht zum Mittwoch an vier Stellen zu dem AKW führende Gleise von Unbekannten angesägt worden waren, rechnet die Polizei auch mit weiteren Sachbeschädigungen.
Aufgerufen zu dem „Aktionswochenende“hat das Anti-Atom-Bündnis „Nix mehr“. Die VeranstalterInnen propagieren auch „Aktionen zivilen Ungehorsams“. Der Kieler Innenminister Ekkehard Wienholtz (SPD) warnte die DemonstrantInnen vor Rechtsbrüchen: „Es gibt keine Situation, in der Gewalt gegen fremdes Eigentum hingenommen werden kann.“
Marco Carini
Siehe auch Bericht Seite 6.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen