■ Soundcheck: The Prodigy
Gehört: The Prodigy. Ein überdimensionales Flugzeugtriebwerk und zwei Videoleinwände hatten sich die Break- und Bigbeat-Initiatoren The Prodigy als Deko in die Sporthalle mitgebracht. Industriell, futuristisch und bedrohlich überfielen sie denn auch eine heterogene, ravende Masse mit ihrem sirenenhaften Sound der Zeit und einer Menge Teenage-Rebellion: Bürgerschreck und Techno-Monster Keith Flint zeigte der Kamera am liebsten seinen Mittelfinger, die weit ausgestreckte, gepiercte Zunge oder ließ die Spucke auch mal bis zum Bauch hinunter hängen. Zumindest diejenigen Kids in der Sporthalle, die seine rote Teufel-Frisur und seinen Körperschmuck imitierten, fanden das klasse und üben die Kamel-Nummer – zum Ärger ihrer Eltern – vielleicht schon jetzt.
The Prodigy legen Wert auf die Subversion des Techno. Was eine lobenswerte Sache wäre, würden sie es eine Spur bedächtiger und substantieller tun und ihren Gitarristen nicht nur in eine Sex-Pistols-Kluft zwängen und dazu „Fuck 'em and their law“brüllen. Wo sie musikalisch clever HipHop, Dance, Electro und sogar Rock fusionieren, leisten sie sich andernorts himmelschreiende Absurditäten, wie z. B. Ohrenstöpsel am Eingang zu verteilen, um infernalisch laut sein zu können. Ergebnis: Mit Stöpseln war von den Polter-Rhythmen nur noch Brummen zu vernehmen. Wenn Rock'n'Roll nicht logisch sein darf, dann Cyberpunk schon gar nicht. Timo Hoffmann
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