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■ SchnittplatzMogelpackung

Das wissen wir nun also auch. Was? Nun ja, zum Beispiel, daß bei allen Sendern die Fiction an erster Stelle steht. Oder, daß RTL und Sat.1 auf dem Sektor Information inzwischen fast genausoviel bieten wie ARD und ZDF. Wußten Sie schon? Na ja, aber daß dieses Kopf-an-Kopf-Rennen auf dem Info-Markt bei genauerem Hinsehen eigentlich doch keines ist, weil die Privaten unter dem Stichwort „Information“ vorwiegend „weiche“ Human-touch-Nummern bringen, während dezidiert politische Themen nach wie vor eher bei den Öffentlich-Rechtlichen stattfinden. Irgendwie haben Sie auch das schon immer vermutet? Sei's drum, nun haben Sie es schriftlich. „Programmbericht. Zur Lage und Entwicklung des Fernsehens in Deutschland“ nennt sich die von der „Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten“ herausgegebene Publikation, die all diese hochbrisanten Informationen samt vieler hübscher Tabellen zusammenfaßt. Bisher, so der Chef der NRW-Anstalt LfR, Norbert Schneider, bei der Vorstellung des Werkes, hätten sich die Medienanstalten vorwiegend mit Lizenzproblemen herumgeschlagen und dabei das Lizensierte, das Programm selbst, weitgehend ignoriert. Doch gerade bei der Programmentwicklung beruhe die Diskussion gern auf „Gerüchten“. „Akzeptable Kriterien und Standards zur Beurteilung“ fehlten hier gänzlich. Fraglos richtig. Gleichwohl kommt diese neue Publikation als Mogelpackung daher. Die Forschungsergebnisse machen gerade mal 50 der 350 Seiten aus. (Der Rest besteht aus Aufsätzchen und 150 Seiten Adressenverzeichnis.) Und zur Programmentwicklung sagen die Statistiken natürlich gar nichts, weil Vergleichsdaten fehlen. Dahingehende Erkenntnisse kann es frühestens in zwei Jahren geben.

Gleichwohl seien diese Zahlen, so Norbert Schneider, für ihn nicht ohne aktuellen Gebrauchswert. Das Vox-Programm weise einen derart geringen Anteil an Information auf, daß man mit dem Sender (immerhin ein „informationsorientiertes Vollprogramm“) wohl noch mal reden müsse. Fein. Nur dazu hätte es diese Studie wirklich nicht gebraucht. Nicht mal einen Fernseher. Da hätte schon ein Blick in die Programmzeitung gelangt. Reinhard Lüke

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