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Grüner Kniefall in der DDR

■ AL protestiert gegen DDR–Reise der Grünen / „Glaubwürdigkeit zu Grabe getragen“ / DDR hebt Einreiseverebot für AL–Mitglieder auf

Berlin (taz) - Mitglieder der Berliner Alternativen Liste (AL) protestierten gegen das Auftreten der grünen Delegation in der DDR. Die Arbeitsgemeinschaft für Berlin– und Deutschlandpolitik spricht von einem „Ausverkauf demokratischer und umweltpolitischer Positionen“ und bezeichnet es als „empörend“, daß die grünen Vertreter keine klaren Worte zu den Einreiseverboten gefunden hätten. Die AG kritisiert auch das mit der DDR vereinbarte umweltpolitische Symposion, weil es den Charakter einer „Fachleute–Konferenz“ habe und weil die Beteiligung der freien Umweltschutzbewegung in der DDR ungeklärt geblieben sei. Schon am Wochenende zog der AL–Abgeordnete Wolfgang Schenk das Fazit, die grüne Delegation habe die „ursprüngliche Glaubwürdigkeit zu Grabe“ getragen. So hätten die Grünen darauf verzichtet, die Aufrüstung in der UdSSR und die Intervention in Afghanistan zu kritisieren. Bei der Delegation sei offenbar der Grundsatz in Vergessenheit geraten, daß es „keine Friedenspolitik ohne Gewährung grundlegender Menschen– und Bürgerrechte“ geben kann. Die Delegation sei auf jeden Fall unzureichend für die unabhängige Umwelt– und Friedensbewegung in der DDR eingetreten. Es darüber hinaus unverständlich, wie die Grünen eine Änderung der Umweltpolitik in der DDR hätten feststellen können, wenn sie zugleich erfahren, daß nach wie vor die Bevölkerung über Umweltgefahren nicht aufgeklärt werde. Schenk resümiert: „statt anti–autoritär, basisdemokratisch und frech im Verhalten gegenüber DDR–Brürokraten“ zu sein, hätten die Grünen sich „realpolitisch– dilettantisch und opportunistisch“ bewegt. Die in der letzten Woche abgewiesenen AL–Vertreter, die Umweltexpertin Heidmann und der Geschäftsführer Bergmann erhielten gestern die Nachricht, ihr DDR–Besuch sei genehmigt. KH

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