ANC–Kämpfer gehenkt

■ Südafrikas Apartheidregime vollzieht die Todesstrafe jetzt an sechs Schwarzen Weltweite Proteste waren nutzlos / ANC–Mitglieder lehnten Gnadenersuch ab

Aus Johannesburg Hans Brandt Drei Mitglieder des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), der verbotenen südafrikanischen Befreiungsbewegung, wurden am Dienstag früh um 7 Uhr im Zentralgefängnis von Pretoria hingerichtet. Andrew Sibusiso Zondo, Sipho Bridget Xulu und Clarence Lucky Payi waren des Mordes für schuldig befunden worden, und starben zusammen mit drei anderen Schwarzen durch den Strang. Die drei ANC–Mitglieder hatten ihrem Anwalt am Montag bei einem letzten Gespräch mitgeteilt, sie seien nicht bereit, Staatspräsident Botha um Gnade anzuflehen. Angehörigen zufolge wollten sie nicht um Gnade bitten, „da sie keinen juristischen, sondern einen politischen Kampf führen“. Der 20jährige Zondo ließ mitteilen, daß „der Revolutionär sein Leben liebt, aber weiß, daß das Leben kein Selbstzweck ist“. Zondo ist als der „Bomber von Amanzimtoti“ bekannt. Er hatte in dieser Feriensiedlung für Weiße im Dezember letzten Jahres in einem Einkaufszentrum eine Haftmine gelegt, bei deren Explosion fünf Menschen ums Leben kamen. Während des Gerichtsverfahrens hatte Zondo darauf hingewiesen, daß er die Bombe als Vergeltung für einen südafrikanischen Angriff auf ANC–Häuser in Lesotho gelegt hatte, bei dem mehrere ANC–Mitglieder getötet worden waren. Xulu und Payi wurden für die Ermordung von Ben Langa im Mai 1984 in Pietermaritzburg zum Tode verurteilt. Langa soll früher Sympathisant des ANC gewesen sein, wurde später jedoch für einen Polizeispitzel gehalten. Fortsetzung auf Seite 6 Fotos: ap / Peter Magubane

Sowohl amnesty international als auch südafrikanische Anti–Apartheid–Gruppen hatten Gnadengesuche an Staatspräsident P.W. Botha gerichtet und um Kriegsgefangenenstatus für die Drei gebeten. In einer Erklärung der Vereinigten Demokratischen Front (UDF), der größten legalen Oppositionsorgansation, hieß es, daß die Hingerichteten „keine gewöhnlichen blutrünstigen Verbrecher“ seien: „Diese Erhängung ist unmoralisch gewesen und ungerecht. Nichts an dieser Tat trägt zur Versöhnung bei. Statt weiterhin diejenigen, die für die Freiheit kämpfen, zu hängen, sollte die Regierung auf die Forderungen des Volkes eingehen.“ Die Azanische Volksorganisation (Azapo) erinnerte Botha in ihrer Erklärung daran, daß er von Nelson Mandela und anderen verhafteten schwar zen Führern eine Abkehr von der Gewalt fordere. Doch für die geforderte Aussetzung der Hinrichtung dieser drei Kader sei er taub. Das Justizministerium veröffentlichte nach der Hinrichtung eine Erklärung, in der es hieß, daß im Hinblick auf die „abscheulichen Morde“ kein Grund für eine Begnadigung bestehe. Seit der ANC nach dem Verbot der Organisation 1960 den bewaffneten Kampf aufgenommen hat, sind insgesamt acht ANC–Guerillas in Südafrika hingerichtet worden. In diesem Jahr wurden damit bereits 82 Menschen in Südafrika gehenkt