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Drahtseilakt

■ Zum Humangenetiker–Kongreß in Berlin

Die Diskussion über die Humangenetik ist ein gefährlicher Drathseilakt über dem Abgrund des Zynismus. Mit Recht wird kritisiert, wenn Wissenschaftler kaum verhüllte Menschenversuche machen, um sich im Wettlauf um die Gen–Kartierung zu plazieren. Mit Recht wird der Genetiker verurteilt, der Methoden zur unbegrenzten Manipulation der menschlichen Gene entwickelt und die Entscheidung um deren Nutzung machthungrigen und wachstumsbesessenen Politikern überläßt. Aber ist es nicht genauso zynisch, einfach die Parole auszugeben, daß Behinderungen und erbliche Krankheiten nichts weiter als ein Vorwand für die Gentechniker seien? Es ist zweifelhaft, ob alle, die sich auf die Forderung nach einem besseren Zusammenleben mit Behinderten zurückziehen, es auch ertragen könnten, ihr Kind in den ersten Lebensjahren langsam sterben zu sehen. Die humangenetische Beratung wird gefährlich, wenn sie ein massenhaft einsetzbares Instrument zur flä notwendig, für das zweite der Dialog, denn viele Wissenschaftler verharren in einem engen medizinischen Menschenbild. Auf dem Humangenetiker–Kongreß haben die Krüppel gefehlt und auf dem Gegenkongreß die aktiven Genetiker. Aus Berührungsangst wachsen keine neuen Argumente. Imma Harms

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