piwik no script img

Rauchzeichen

■ Zu dem Unfall auf dem Sowjet–U–Boot vor der US–Küste

Alle Ereignisse zwischen den Supermächten werden nun mal wie Zeichen am Horizont interpretiert. Es ist ein doppelter Zwang, die weltpolitischen Geschehnisse immer wieder auf das Verhältnis der Supermächte zueinander zu reduzieren; und: dem Mienenspiel der Supermächte ihr Verhalten ablesen zu wollen. Es ist eine auf die Verhältnisse der absoluten Monarchie regredierte Weltöffentlichkeit, die in dieser Form eben unser latentes Verhängnis reflektiert. So deuten wir denn und müssen deuten: z.B. das Ereignis des Unfalls auf einem sowjetischen Atom–U–Boot. Da ist man schon dankbar, daß aus der technischen Havarie keine politische Havarie wurde. Die Sowjetunion informierte die USA rechtzeitig. Die USA betonten zugleich, sie seien rechtzeitig informiert worden. Selbst US–Verteidigungsminister Weinberger konzedierte - was gewiß eine weltpolitische Uraufführung ist -, daß sich die Sowjetunion korrekt verhalten habe. Eine veränderte Tonart also. Ist der Brandrauch über dem U–Boot ein positives Vorzeichen vor Reykjavik? Die Sowjetunion hat jedenfalls gezeigt, daß offene Information tatsächlich praktiziert werden soll. Auch auf die Gefahr hin, daß es nur psychologisierende Supermacht–Astrologie ist: Wenn die Supermächte dazu kommen, das Minimum an weltbürgerlicher Pflicht anzunehmen, nämlich Öffentlichkeit zu akzeptieren, dann ist das ein Hoffnungszeichen. Kein Silberstreifen am Horizont, aber ein kleines Rauchzeichen. Klaus Hartung

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen