„Islamischer Jihad“ nicht an Jerusalem–Anschlag beteiligt

■ Trotz Peres–Äußerungen: Zentrum für strategische Studien bezweifelt Existenz des „Islamischen Jihad“ in Israel / Jüdische Fundamentalisten demonstrieren auf Tempelberg

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Israelische „Terrorismus–Experten“ haben Zweifel an der Behauptung geäußert, daß drei palästinensische Jugendliche, die als mutmaßliche Täter des Handgranaten–Anschlags in Jerusalem am letzten Mittwoch verhaftet wurden, tatsächlich Mitglieder des „Islamischen Jihad“ (“Heiliger Krieg“) sind. Kurz vor der Vereidigung des neuen Ministerpräsidenten Shamir hatte der bisherige Premier Peres im israelischen Fernsehen die Festnahme der angeblichen Attentäter bekannt gegeben und dabei die Sicherheitsdienste für deren schnellen Erfolg beglückwünscht. Die Polizei und andere Behörden bedauerten anschließend zwar die „vorschnelle Veröffentlichung“ der Verhaftung, aber offenbar war die drama tische Erklärung Peres dazu bestimmt, die „öffentliche Moral zu heben“. Nach den Ereignissen der vorigen Woche - der Abschuß eines israelischen Jagdbombers und die Gefangennahme eines Piloten im Libanon - ist dies eine innenpolitische Geste des Führers der Arbeiterpartei. Der „Koordinator der israelischen Aktivitäten“ in den besetzten Gebieten, Shmuel Goren, wies heute die Kritik der Polizei an der „verfrühten“ Veröffentlichung der Verhaftung zurück. „In der Regel könnten israelische Sicherheitskräfte Anschläge verhindern“ - wenn es auch manchmal Ausnahmen gäbe, wie der Anschlag gegen israelische Soldaten in Jerusalem, bei dem ein Mensch umkam. Goren bezeichnete das Attentat als eine Operation der PLO. Auch wenn daran von der Al–Fatah in Jordanien mobilisierte religiöse Muslime beteiligt gewesen seien, bliebe es doch eindeutig ein „Terrorakt der PLO“. Nach Agenturmeldungen hat die Gruppe „Islamischer Jihad“ ebenfalls die Verantwortung für den Jerusalemer Anschlag übernommen. Bisher war allerdings über Aktivitäten dieser Gruppe in Israel nichts bekannt. Laut Einschätzung des Chefs des Zentrums für Strategische Studien in Tel Aviv, General Aharon Jariv, ist der „Islamische Heilige Krieg“ ein „Telefonbuch–Name“ pro– iranischer schiitischer Extremisten, denen Entführungen amerikanischer und französischer Bürger, Terrorismus in verschieden arabischen Golfstaaten, Frankreich und skandinavischen Ländern zugeschrieben wird. Nach Angaben von Jariv gibt es Beweise für Verbindungen zwischen dieser Gruppe und der Hezbollah im Süd–Libanon sowie dem palästinensischen „Schwarzen September“. Auf operationeller Ebene soll es bisher keine Verbindung zwischen Al–Fatah und dem „Islamischen Heiligen Krieg“ gegeben haben. Nach Jarivs Angaben ist der islamische Fundamentalismus aber eine stärker werdende Tendenz unter den Palästinensern der Westbank und Israels. Jüdische Fundamentalisten, die rechtsextreme israelische Gruppe „Gläubige des Tempelbergs“ setzte gestern mit einem starken Polizeiaufgebot einen als „Pilgerfahrt“ bezeichneten Demonstrationsmarsch auf das Terrain der Al–Aksa– und der Omar– Moschee auf dem Tempelberg durch. Führer der israelischen Rechten und religiöser Gruppen bezeichneten den Vorfall als Beweis dafür, daß der Tempelberg „auf Ewigkeit“ den israelischen Juden gehöre.