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Bergbaujugend bannt Apartheid–Kohle

■ Organ der IG Berbau und Energie beschließt erstmals „uneingeschränkte Solidarität mit allen Apartheidgegnern“ 50.000 DM gesammelt / Südafrikanische Gewerkschafter fordern Investitionsstopp und Warenboykott

Aus Duisburg Petra Bornhöft

„Uneingeschränkte Solidarität (mit) allen, die sich für die Beseitigung des Apartheidregimes in Südafrika und einen demokratischen Staat einsetzen“ erklärte gestern in Duisburg der 18. Jugendtag der IG Bergbau und Energie (IGBE). Damit hat ein Organ dieser Gewerkschaft erstmals einen Beschluß zu Südafrika gefaßt und spiegelt damit die Mehrheitsmeinung der ganzen Gewerkschaft wider. Entgegen ihrer bisherigen Position erhebt die IGBE Gewaltlosigkeit nicht mehr ausdrücklich zum Kriterium der Solidarität. Sollte es zum offenen Bürgerkrieg kommen, würde die IGBE erklären, so Vorsitzender Heinz Werner Meyer kürzlich in einem Interview, „daß sie bewaffnete Auseinandersetzungen für falsch hält. Denn sie könnte sich nicht in einen inneren Konflikt einmischen. Wir würden jedoch die National Union of Mineworkers (NUM) auch unter solchen Bedingungen weiter unterstützen“. Dieser Bergarbeiterverband, zu deren Ehrenpräsident Nelson Mandela gewählt wurde, ist mit 325.000 Mitglieder die größte Gewerkschaft Südafrikas. In einer kämpferischen Rede schilderte NUM–Bezirksleiter Archie Luhlabo die Bedingungen südafrikanischer Sklavenarbeit: „Tag und Nacht opfern schwarze Bergarbeiter ihr Leben, um den massiven Reichtum einer winzigen Minderheit zu mehren.“ Ein deutscher Bergmann verdiene in zwei Schichten soviel wie ein schwarzer Arbeiter während eines Monats. Mehr als 800 Bergleute sterben jährlich, über 15.000 erleiden jedes Jahr Unfälle mit andauernder Behinderung. Archie Luhlabo rief in Duisburg „alle Arbeiter der Welt auf, alles in ihren Kräften stehende zu tun, um das üble Apartheidsystem zu zerstören, das unserem Volk die Menschenrechte nimmt“. Südafrikaner seien bereit, „Opfer zu bringen, wenn Sanktionen verhängt werden. Denn wir sind überzeugt, daß sie das letzte Mittel sind, um ein Blutbad in unserem geliebten Vaterland abzuwenden“. In Übereinstimmung mit den südafrikanischen Bergarbeitern fordert die IGBE–Jugend „endlich wirksame Schritte zur Beseitigung der Apartheid“. In einer Entschließung nennt das höchste Beschlußorgan der Gewerkschaftsjugend als „dringend erforderliche Maßnahmen“ die Aufhebung des Ausnahmezustandes, Freilassung inhaftierter Gewerkschafter und aller politischen Gefangenen sowie die Aufnahme von Gesprächen zwischen Regierung und schwarzen Repräsentanten. Von der Bundesregierung und der EG fordert der Jugendtag Boykottmaßnahmen, „die Südafrika nachhaltig treffen“. Daß dazu nach Meinung der IGBE auch ein Boykott der billigen südafrikanischen Importkohle gehört, versteht sich. Der DGB und seine Einzelgewerkschaften müssen die politische und materielle Unterstützung der schwarzen Opposition verstärken. Um ihren persönlichen Beitrag finanziell zu dokumentieren, überreichte die IGBE–Jugend im Namen von 54 073 Mitgliedern einen Scheck in Höhe von 50.000 DM für den Aufbau einer Druckkooperative. Das Geld haben die jungen Gewerkschafter während einer zweijährigen Kampagne „Solidarität statt Apartheid“ gesammelt. Bisher hat die IGBE 70.000 DM aus ihrer Gewerkschaftskasse locker gemacht für entlassene Bergarbeiter und Angehörige von inhaftierten Gewerkschaftern.

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