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Staatsknete nicht um jeden Preis

■ Bundesweiter Kongreß zur Frauenpolitik diskutierte über Geld / Erfahrungsaustausch von Frauenprojekten: noch keine feministische Wirtschaftsweise entwickelt / Kritik an „Entpolitisierung der Frauenbewegung“

Aus Essen Petra Bornhöft

Das leidige Thema Geld dominierte den bundesweiten Kongreß zur autonomen Frauenpolitik am Wochenende. Rund 400 aktive Frauen waren der Einladung des „Frauen–Netzwerkes zur Arbeitssituation“ in die Essener Zeche Carl(a) gefolgt, um eine Bestandsaufnahme und Strategie zur „Ausweitung von Frauenräumen“ zu formulieren. Eine Unmenge von Läden, Treffs, Projekten, Kneipen, Archiven und (Frauen–)Häusern seien in den letzten Jahren entstanden. Auffallend sei die Zentrierung der Projekte im Bildungs–, Sozial–, Kultur– und Freizeitbereich“, so die Veranstalterinnen. Anita Heiliger vom Münchener „Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeitssituation“ (Kofra) beklagte den Mangel an Frauenprojekten im gewerblichen Sektor. Um in diesen Bereich vorzudringen, müßten Frauen, so die Ökonomin Agnes Lewe, sich „des Geldes auch als Wertmaßstab bedienen“. Viele Frauenprojekte seien gescheitert, weil ihre Angebote zu ungünstig seien oder es anderen Frauen nicht wichtig erscheine, „bei Frauen zu kaufen oder zu konsumieren“. Umweltfreundlichkeit der Produkte oder die andere Wirtschaftsweise müßten sichtbar werden. „Doch wir haben noch keine Überlegung, wie eine feministische Wirtschaftsweise aussehen sollte“, kritisierte Agnes Lewe. Den Mangel an Strategiediskussion innerhalb der Frauenbewegung monierte auch Anita Heiliger. Die „Gleichstellungspolitik“ der Regierungsparteien gehe einher mit einer „massiven Entpolitisierung der Frauenbewegung“. Geringe öffentliche Mittel müßten von Frauenprojekten mühsam erbettelt werden. Komplizierte Anträge für Zuschüsse, Kredite oder ABM–Stellen würden oft an unglaubliche Bedingungen geknüpft. Parteien und Verbände seien bestrebt, Projekte zu vereinnahmen. Dennoch waren die Teilnehmerinnen sich einig: „Frauen - ran ans Geld!“ Während insbesondere jüngere Frauen an konkreten Finanzierungsmöglichkeiten von Projekten (und persönlicher Existenz) interessiert waren, problematisierten aber gerade viele ältere, langjährig engagierte Frauen den pragmatischen Umgang mit Staatsknete. „Wir sind Weltmeisterinnen in der Kunst der Begründung der besonderen Förderungswürdigkeit unserer Vorhaben. Sehr freundlich und höflich gehen wir mit Institutionen um. Aber wo bleibt unsere Wut über das Patriarchat?“ fragte Anita Heiliger und erntete großen Beifall.

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