piwik no script img

500 US–Rangers bei der Contra in Honduras

■ Die Sandinisten befürchten, daß die Contra mit direkter logistischer Hilfe der USA ein Stück Nicaragua besetzen wollen / Die USA und die Contra veranstalten gemeinsame Militärübungen direkt an der Grenze / Intensive Trainingskurse für Miskitokämpfer durch US–Militärberater

Aus Managua Georg Hodel

Kaum ein Tag nachdem US–Präsident Ronald Reagan mit seiner Unterschrift die Freigabe der 100–Millionen–Hilfe an die nicaraguanischen Contra–Freischärler autorisiert hat, sind die ersten 500 US–Rangers in Honduras eingetroffen. Gemeinsam mit den bewaffneten Einheiten der antisandinistischen „Demokratischen Kraft Nicaraguas“ (FDN) sollen sie Militärübungen aufnehmen. Von der US–Luftwaffenbasis Hunter (Georgia) aus wurden sie mit C–141 „Galaxie“–Militärtransportern in das Operationsgebiet der Contra im honduranischen Grenzgebiet verfrachtet. Die Rangers würden dort unter Aufsicht des Kommandos der US– Task Force „Bravo“ in den Techniken des Dschungelkampfes trainiert, heißt es in „Palmerola“, dem Hauptquartier der US–Army in Honduras. Das Gebiet war in den vergangenen acht Monaten Schauplatz mehrerer gemeinsamer Manöverübungen der US– amerikanischen und honduranischen Streitkräfte. Im Rahmen einer solchen gemeinsamen Militärübung „Cabanas 86“ im März dieses Jahres haben rund 500 Ingenieure und Pioniersoldaten der 20. US–Ingenieur–Brigade von Fort Bragg (North Carolina) in der Nähe der Ortschaft Morocon eine 1.250 Meter lange Landepiste gebaut. Der neue Flugplatz liegt nur 20 Kilometer von der nicaraguanischen Grenze entfernt. Mit der Piste von Morocon verfügen die US–Streitkräfte in Honduras über insgesamt 11 „Hercules“taugliche Militärflugplätze. Vier davon, nämlich San Lorenzo, Jamastran, Morocon und Puerto Lempira liegen in unmittelbarer Grenznähe zu Nicaragua. Die Rangers und ihre antisandinistischen „Schützlinge“ werden von der nahegelegenen Basis von „El Aguacate“ versorgt. Diese soll fast ausschließlich von der FDN und dem US–Geheimdienst kontrolliert werden und diente in der Vergangenheit vor allem als Versorgungszentrum der in Nicaragua operierenden Contra–Freischärler, wie der von den sandinistischen Sicherheitsbehörden festgehaltene US–Söldner Eugene Hasenfus bei verschiedenen Gelegenheiten erklärt hatte. Der Delegierte des „Frente Sandinista“ für das angrenzende nicaraguanische Department Zelaya Norte, Jose Gonzalez, hat wiederholt auf die Möglichkeit eines konzentrierten Vorstoßes antisandinistscher Kampfverbände auf nicaraguanisches Territorium hingewiesen, deren Erfolg durch eine massive logistische Unterstützung durch die US–Streitkräfte gesichert werden soll. Ziel sei die definitive Besetzung eines Teilgebietes der Nordregion, um eine provisorische Regierung der Konterrevolutionäre zu errichten. Gonzalez beruft sich dabei auf die Luftraumverletzungen im Norden Nicaraguas, die sprunghaft zugenommen haben und auf verschiedene Artilleriestellungen, die auf honduranischem Territorium aufgebaut worden sind. Gonzalez stützt sich außerdem auf Aussagen eines übergelaufenen Sicherheitsoffiziers der antisandinisten Rebellenorganisation „KISAN“, wonach tausende von Miskito– Kämpfern unter Aufsicht von US– Militärberatern intensive Trainingskurse in den Militärcamps von Morocon erhalten hätten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen