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Lufthansa–Anschlag von Revolutionären Zellen

■ In ihrem Bekennerschreiben begründen sie den Anschlag mit der Rolle der Lufthansa bei der Abschiebung von Flüchtlingen

Köln (ap/taz) - Ein Sprengstoffanschlag auf die Hauptverwaltung der Lufthansa am Kölner Rheinufer hat am Dienstag in den frühen Morgenstunden einen Sachschaden von rund 100.000 Mark angerichtet. Zu dem Anschlag bekannten sich nach Angaben der Kölner Polizei die Revolutionären Zellen. Die Ermittlungen hat der Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernommen. Um 2.30 Uhr in der Nacht explodierte nach Angaben eines Lufthansa–Sprechers ein im Hochparterre an der Außenwand des Gebäudes angebrachter Sprengsatz. Dabei gingen ein Dutzend Fensterscheiben zu Bruch, und ein handtellergroßes Loch wurde in die Außenmauer des Gebäudes gesprengt. Menschen wurden nicht verletzt. „Es ist zum Glück nicht viel passiert“, meinte Lufthansa–Sprecher Hans–Joachim Allgeier zu dem Sprengstoffanschlag. Zwar seien die Außenwand des Gebäudes leicht eingedrückt und in den Räumen im Hochparterre Deckenverkleidungen abgerissen, aber „keine betriebswichtigen Anlagen beschädigt“ worden. In der Buchbinderei, der Verteiler– und Versandstelle, die vom Anschlag am meisten betroffen wurden, seien keine Maschinen beschädigt. Bis zum Abend sollten die Aufräumungsarbeiten und Reparaturen weitgehend abgeschlossen sein. In einem zweiseitigen Bekennerschreiben unter dem Titel „Freies Fluten“ begründeten gestern die Revolutionären Zellen ihren Anschlag damit, daß die Lufthansa als Staatsunternehmen auf dreifache Weise an der Ausbeutung der Dritten Welt verdiene, die Ursache der Flüchtlingsproblematik sei. Von den über 8.000 Abschiebungen von Flüchtlingen im Jahr 1984 seien rund 6.000 allein von der Lufthansa durchgeführt worden. Mit dieser „Hilfspolizeileistung“ habe die Lufthansa 1984 acht Millionen Mark Umsatz gemacht. Über die „Bumsbomber nach Bangkok und Manila“ ihrer Tochtergesellschaft Condor profitiere die Lufthansa außerdem von dem Elend der Frauen in der Dritten Welt, die sich eine Flucht in die Bundesrepublik nicht leisten könnten und sich deshalb als „Katalogbräute“ an deutsche Männer verkaufen müßten. Als Drittes verdiene die Lufthansa an dem Transport von Gütern aus der Dritten Welt, „die in den Billiglohnländern den Menschen abgepreßt wurden“. In ihrem jetzt erschienenen Blatt Revolutionärer Zorn dokumentieren die RZs eine Reihe von Aktionen gegen „Institutionen der Abschreckung und Kontrolle von Flüchtlingen“. Zu diesen Aktionen gehören Anschläge auf die Ausländerabteilung der Hamburger Polizei, das Rechenzentrum des Ausländerzentralregisters in Köln und das Lüneburger Oberverwaltungsgerichts. In Berlin habe man eigentlich dem DRK das „Handwerk“ legen wollen. Von einer Zerstörung der Zentrale hätte man dann jedoch abgesehen, „weil wir auch dort Menschen getroffen hätten, die wir nicht treffen wollten“. Als „humanitäres, naiv–rechtsstaatliches Selbstverständnis“ qualifizieren die Revolutionären Zellen in ihrem Blatt die Aktivitäten „vor allem kirchlicher, gewerkschaftlicher und etablierter Gruppen“ ab, die „die Verteidigung des Asylrechts beschwören“.

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