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Experten gegen Giftmüll–Grube

■ Rot–grüne Expertenkommission spricht sich gegen die Realisierung der Sonderabfalldeponie Mainhausen aus

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die seit September 84 in Wiesbaden tagende Mainhausen–Expertenkommission, die im Auftrag der Koalitionsparteien SPD und Grüne den Standort Mainhausen auf seine Tauglichkeit als Sondermülldeponie hin zu untersuchen hatte, spricht sich einstimmig gegen die Pläne der Landesregierung aus. In einem der taz vorliegenden Gutachten kommen die der Kommission angehörenden Wissen schaftler, Naturschützer und Abfall–Spezialisten zu dem Schluß, daß die ursprüngliche Absicht der Landesregierung, die Deponie Mainhausen „unter Grundwasser“ einzurichten, „nicht hinnehmbar“ sei. Obgleich die planfestgestellte Konzeption der Giftmülldeponie Mainhausen nicht realisiert werden dürfe, hält die Kommission „Nachbesserungsvarianten“ für „möglich“. Allerdings seien zur „vollen Erfüllung“ der von der Kommission erarbeiteten Grund sätze, insbesondere der Anforderung „Deponiesohle über höchstem natürlichen Grundwasserstand“, nur die Varianten „ganz aufgefüllte Grube oder Haldendeponie“ und „Deponie als Multibarrierensystem“ geeignet, aber „an einem anderen Standort“. In Sachen Mainhausen hatte bereits am 28. August der 5. Senat des hessischen Verwaltungsgerichtshofes den Planfeststellungsbeschluß des Oberbergamtes, der den Beginn der Bauarbeiten in Mainhausen ermöglicht hatte, für nichtig erklärt. SPD und Grüne waren übereingekommen, das Gutachten der Mainhausen–Kommission abzuwarten. Die jetzt vorliegende Expertise ist ein Schlag ins Gesicht der sozialdemokratischen Minister, die in den letzten zehn Jahren das Pojekt Giftmülldeponie Mainhausen mit Macht vorantrieben. Zur Zeit hat das Umweltministerium Standortuntersuchungen für die Errichtung einer Sondermüll–Verbrennungsanlage eingeleitet, denn der Giftmüll droht dem Minister mittelfristig über den Kopf zu wachsen.

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