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IAEA–Atomvertrag für den Papierkorb

■ Sowjetunion will Teile des in Wien ausgehandelten Vertrags zur AKW–Kontrolle nicht einhalten / Tschernobyl–Reaktor endgültig einbetoniert / Die Europäische Gemeinschaft verneint eine Gefährdung durch Strahlen für West–Europäer

Moskau (ap/afp) - Die Sowjetunion fühlt sich einer Meldung der Nachrichtenagentur TASS zufolge nicht an alle Vorschriften der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) bezüglich der Informationsweitergabe und der Beseitigung von Schäden bei Atomunfällen gebunden, obwohl sie die entsprechenden Abkommen unterschrieben und ratifiziert hat. In einer TASS–Meldung hieß es, die Sowjetunion fühle sich an Artikel 11, Punkt 2 der Konvention über sofortige Unterrichtung nach einem Nuklearunfall und an Artikel dreizehn, Punkt 2 der Konvention über internationale Hilfeleistungen bei Unglücksfällen nicht gebunden. Diese Punkte regeln die Anrufung von Vermittlungsinstanzen und des Internationalen Gerichtshofes bei Streitfällen. Jede der betroffenen Seiten kann demnach die Entscheidungsgremien anrufen. Bei TASS hieß es, um Streitfälle der Vermittlungsinstanz oder dem Gerichtshof vorzulegen, bedürfe es in jedem Einzelfall der Zustimmung aller betroffenen Seiten. Der sogenannte Betonsarg um den zerstörten Reaktorblock 4 in Tschernobyl ist nach einem Bericht des Moskauer Parteiorgans Prawda vom Samstag fertiggestellt worden. Damit sei der wichtigste Teil der Maßnahmen abgeschlossen, die das weitere Austreten von Radioaktivität infolge der Reaktorkatastrophe vom 26. April verhindern sollten. Dem Bericht zufolge umfaßt das Bauwerk mehrere mit Meßinstrumenten ausgestattete Lüftungsschächte sowie Filter, die auch kleinste radioktive Partikel auffangen sollen. Zunächst war vom Reaktorblock 3 ein 136 Meter langer Tunnel zum Unglücksblock 4 vorangetrieben worden, unter dem dann ein Hohlraum ausgeschachtet wurde. Ein Bericht der Europäischen Gemeinschaft zufolge soll die Gesundheit der EG–Bürger von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl kaum beeinträchtigt worden sein. Unter Berufung auf eine Studie des britischen National Radiological Protection Board wird in dem EG–Bericht die Anzahl der zusätzlichen potentiellen Krebserkrankungen in den zwölf EG– Mitgliedsstaaten in den kommenden 70 Jahren auf „etwa 1.000“ geschätzt.

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