: Eine ideale Schadstoffverteilung
■ Die Nordsee ist immer noch gesund, behauptet das Bundesforschungsministerium / Problemen will man mit Forschung und Technologie begegnen / Watt– und Strandgebiete sowie Küstenregionen gefährdet
Aus Bonn Matthias Geis
„Die ideale Verteilung der Schadstoffe in der Nordsee führt dazu, daß diese so verwaschen, so aufgeweicht, so harmlos werden, daß sie keine Gefahr für die Fische darstellen“. Mit dieser Einschätzung wischte Professor Bungenstock, Ministerialdirektor im Bundesforschungsministerium, die Gefährdung der Nordsee durch die Rheinkatastrophe vom Tisch. Auch der NORDSEEREPORT, den das Ministerium gestern der Presse vorstellte, enthält auf den ersten Blick nichts Beun ruhigendes: Mit „interdisziplinär angelegten Lösungsansätzen“ sollen bleibende Schäden des gesamten Ökosystems „vorausschauend verhindert“ werden. Die Experten geben zwar zu, daß das Wattenmeer, die südliche Nordsee und die deutsche Bucht bereits besorgniserregend verschmutzt sind. Doch anstelle von gesetzlichen Maßnahmen gegen die weitere Verschmutzung setzt das Forschungsministerium auf Wissenschaft und neue Technologien: Erforschung des ursprünglichen Zustandes der Nordsee, neue Meßmethoden zur Identifizierung der Schadstoffe, Spezialschiffe zur Ölbekämpfung auf See. Man will nicht nur die Belastung des Meeres messen, sondern auch die „damit einhergehenden, oft schleichenden Veränderungen“ der Tier– und Pflanzenwelt beobachten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Nahrungskette gelegt. In einem Forschungsprojekt zur Fischereibiologie wird festgestellt: „Die Anreicherung von Giftstoffen im Nahrungsnetz führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu chronischen Vergiftungserscheinungen. Der Mensch als Endglied der marinen Nahrungskette ist in die Problematik miteinbezogen“. Beim Thema Ölverschmutzung geben die Experten zu, daß es noch offene Fragen gibt, z.B. wie die Watt– und Strandgebiete zu reinigen sind und wie das Öl, das sich mit Wasser und Sand vermischt, entsorgt werden soll. Am Ende der Pressekonferenz trafen die Experten die Feststellen: „Eine Verbesserung der Umnweltsituation setzt auch die Reduzierung von Schadstoffen voraus“, und Professor Bungenstock verkündete: „Die Nordsee ist ein gesundes Meer. Wir müssen ihre Entwicklung umsichtig beachten, damit wir auftretenden Problemen begegnen können“.
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