Kein Penny für Südafrika

■ Die britische Großbank Barclays verkauft ihre Apartheid–Tochter / Konten–Boykott der Anti–Apartheid– Bewegung erfolgreich / Südafrikanischer Bergbaukonzern übernimmt das Geldgeschäft

Aus London Rolf Paasch

Die europäische Anti–Apartheid– Bewegung in Großbritannien hat einen ihrer bisher größten Erfolge errungen: Die britische Großbank Barclays gab am Montag in Johannesburg ihren Rückzug aus Südafrika bekannt. Barclays wird mit ihrer südafrikanischen Tochter, der „Barclays National Bank“, immerhin die zweitgrößte Bank des Apartheid–Staates an den südafrikanischen Bergbau–Konzern „Anglo–American“ verkaufen. Der Kaufpreis dürfte bei rund 200 Mio. Pfund (600 Mio. DM) liegen. Nach ähnlichen Schritten von IBM, General Motors und Eastman Kodak in den letzten Monaten dürfte Barclays Disinvestition für das Rassisten–Regime in Pretoria den bisher schwersten Schlag darstellen. Die Bank war nicht nur einer der größten Investoren in Südafrika, sondern auch das Symbol britisch–westlichen Vertrauens in die Apartheid–Ökonomie. Barclays Vorsitzender, Sir Timothy Bevan, räumte am Montag in London ein, daß der von der Anti–Apartheid–Bewegung betriebene Konten–Boykott bei der Entscheidung „eine Rolle gespielt hat“; doch letztendlich seien es „kommerzielle Überlegungen“ und der „allgemeine Zustand der südafrikanischen Volkswirtschaft“ gewesen, die Barclays zum Abzug bewegt hätten. Vor allem unter den Bank–Kunden von morgen, den britischen Jung–Studenten, hatte der Boykottaufruf der Anti– Apartheid–Lobby viele Anhänger gefunden. Die in der BRD kaum vertretene Großbank war schlechthin „die Apartheid–Bank“ Europas. 1983 konnte Barclays nach der amerikanischen „Citibank“ und der „Banco do Brasil“ die drittgrößten Profite und vierthöchsten Kapitalreserven vorweisen. Im letzten Geschäftsjahr stiegen Barclays Profite um 37 Mio. Pfund (rund 2,5 Mrd. DM). Trotz des langsamen Rückzuges aus Südafrika be liefen sich die vor allem über die südafrikanische Tochter abgewickelten Kre dite an das Rassisten–Regime auf rund 800 Mio. Pfund (2,4 Mrd. DM). Bereits im letzten Jahr hatte die Bank ihren Anteil an der Rassisten–Filiale in Pretoria von 50 verringert. Fortsetzung auf Seite 6 Nach jahrzehntelangem Geschäft mit der Apartheid forderte Barclays–Chef Bevan im März dann überraschend „Veränderungen, die auf ein Ende der bankrotten Politik institutionalisierter Dis‘zt‚kri‘zt‚minierung hinauslaufen“. Der jetzt beschlossene voll ständige Rückzug aus dem Apartheid–Staat trifft die Barclays allerdings kaum noch. Nicht zuletzt um ihr schlechtes Image abzustreifen, hatte die Bank ihre Interessen längst ins internationale Leihgeschäft und besonders in die USA verlagert. Aber auch in Südafrika, so vermuten Marktanalytiker, dürfte die reibungslose Übernahme der „Barclays National Bank“ durch die allmächtige „Anglo–American–Corporation“ das Vertrauen von Investoren und Konsumenten in das Geldinstitut kaum beeinträchtigen. Im Gegenteil, kurzfristig dürfte der Abzug ausländischer Investoren die Abhängigkeit vom Sanktionsdruck eher verringern als verstärken. Längerfristig aber dürfte die „bedeutenste Disinvestition“,so Barclays–Chef Bevan, einen der wichtigsten psychologischen Erfolge für die Anti–Apartheid–Bewegung darstellen.