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Grüne Streitschrift vorgestellt

■ Die Grünen greifen mit einer Streitschrift in die Auseinandersetzung um NS–Vergangenheit ein / Konzepte zum Berliner historischen Museum „Versuch, Geschichte auszusperren“

Aus Bonn Matthias Geis

Anläßlich der heutigen Kulturdebatte im deutschen Bundestag stellten Die Grünen gestern ihre Streitschrift: „Wider eine Entsorgung der Deutschen Geschichte“ der Öffentlichkeit vor.Mit der Steitschrift wollen Die Grünen in die jüngste Auseinandersetzung um die nationalsozialistische Vergangenheit eingreifen und in der Debatte um das geplante historische Museum in Berlin linke Kontrapunkte setzen. Christian Ströbele wertete die Museumskonzeption als „Versuch, Geschichte wegzusperren“, damit die NS–Vergangenheit bei der regierungsamtlichen Optimismuskampagne und neudeutschen Identitätssuche nicht mehr stören könne. Mit dem „Nachbessern der Deutschen Geschichte“ sollten die Verbrechen des Nationalsozialismus zu einem „zwar bedauerlichen, aber doch verarbeiteten Betriebsunfall“ stilisiert werden. Über die theoretische Auseinandersetzung mit der neokonservativen Geschichtsinterpretation hinaus gehe es den Grünen um die Umsetzung der historischen Erfahrung in konkrete Politik. Ströbele verwies in diesem Zusammenhang auf die Anfrage der Grünen zur NS–Justiz und zur „Wiedergutmachung Der Frankfurter Publizist Norbert Seitz verwies auf die „plurale Konzeption“ der von Iring Fetscher, Barbara Sichtermann, Eckehard Krippendorf u.a. verfassten Streitschrift. Das Spektrum der vertretenen Positionen reiche von „konstruktiver Kritik“ am Museumskonzept bis hin zur generellen Ablehnung einer „ästhetischen Darstellung deutscher Geschichte nach Auschwitz“. In der Streitschrift gehe es nicht um die „Darstellung linker Selbstgerechtigkeit.“ Dies sei nicht zuletzt durch Autoren wie Henrik Broder verbürgt, der sich immer wieder mit problematischen Äußerungen der Linken zum Antisemitismus auseinandergesetzt habe. Nach dem „Abtauchen der Linken in der jüngsten NS–Diskussion“, sei es höchste Zeit auch „links von Habermas“ in die Debatte einzugreifen. In Auschwitz wird am Wochenende unter Mitwirkung von Familienministerin Süssmuth eine Jugendbegegnungsstätte eröffnet.Eine „Geschmacklosigkeit“ nannte dies Ströbele angesichts der Rolle von Frau Süssmuth in der Wiedergutmachungsfrage. Die Grünen wurden zu der Veranstaltung nicht eingeladen.

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