: Weihnachtsgeschichte und Volkszählung
„Es begab sich aber zu der Zeit, (...) daß ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt sich schätzen ließe“. Diese für den heutigen Tag millionenfach auswendig gelernten Zeilen aus der Weihnachtsgeschichte hat der höchste Würdenträger der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Martin Kruse, jetzt zum Anlaß genommen, vor den Gefahren von Statistik und Datenerfassung zu warnen. Möglicherweise habe Kaiser Augustus mit dieser Erfassung Unruhe in seinem Land verhindern wollen, schreibt Kruse in seiner Weihnachtsbotschaft. „Seitdem hat der Versuch nicht aufgehört, Menschen durch Statistik in den Griff zu bekommen, leider auch nicht in der Kirche. Es gibt viele Erhebungen und Hochrechnungen, in denen der Einzelne in der Prozentzahl verschwindet, namenlos, heimatlos.“ Ganz anders als der oberste Kirchenmann hat der oberste Statistiker der Nation, der Präsident des Statistischen Bundesamtes, die Weihnachtsgeschichte verstanden. Auf seinen Weihnachtskarten - vielen Dank übrigens auch! - zitiert er die Weihnachtsgeschichte als Beleg, daß Volkszählungen nun schon über zwei Jahrtausende hinweg „zur Inventur des States“ und für „unser aller Zukunft“ nötig seien. Die taz bedankt sich beim Statistischen Bundesamt für das in sie gesetzte Vertrauen, zum Gelingen der Volkszählung beizutragen und hofft, diesem Vertrauen mit einer taz–eigenen Zählung gerecht zu werden. Tagesthema auf Seite 3
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