: Genscher grüßt „im Kampfanzug“
■ Beim traditionellen Dreikönigstreffen der FDP in der Stuttgarter Oper schwitzen die Liberalen vor Zuversicht / Genscher will ein guter Nachbar bleiben, Bangemann flexibel und Haussmann mobil
Aus Stuttgart Dietrich Willier
„Wenn es an Dreikönigen voll ist, wird die Wahl gut“, soll der Altliberale Reinhold Maier gesagt haben! Der Ort des traditionellen Dreikönigstreffens der FDP, die Stuttgarter Oper, war voll. Draußen noch hatten Mitglieder der Friedensliste die freidemokratischen Könige mit 100 Markscheinen an sich selbst erinnert, drinnen saß mit Frauenperücke der „Remstalrebell“ Helmut Palmer in der Reihe für Ehrengäste. Die Liberalen transpirierten vor Zuversicht. Genscher grüßte im Kampfanzug die Wahlkampfmanager von CDU/CSU. „Die CDU hat uns bei der Wende geholfen, aber eine konservative Gegenreform wird es nicht geben“ verspricht Genscher. Sein Programm bleibt schlicht: Gute Nachbarschaft wolle man nach Ost und West, Europa müsse eine Kraft des Friedens sein zusammen mit der Dritten Welt und dem Osten, und „wer glaubt, nach Reykjavik müsse erst richtig gerüstet wer den, schlägt einen gefährlichen Weg ein“. Die „Leistung für die Zukunft“ mit seinem Konterfei landauf, landab sehen zu müssen, scheint dem Wirtschaftsminister Bangemann schon reichlich zugesetzt zu haben. Er wirkte blaß, weg war die gelegentliche Situationskomik des ehemaligen Apo–Anwalts: Eine technologische Renaissance müsse kommen. Technologie, ja, da läge die Chance für neue Arbeitsplätze, zur Behebung von Umweltschäden und für mehr Menschlichkeit, Freiheit, Innovation und Kreativität. Flexibilität bei den Arbeitszeiten, beim Ladenschluß und bei öffentlichen Ämtern sei die Losung der Zukunft. Nur mit der FDP, so hatte schon sein Kollege Haussmann versprochen, gebe es keine Rückkehr in den Immobilismus der 60er Jahre. Von der Rechtspolitik aber traute sich keiner der Drei Könige zu reden, der FDP–Vize hatte das Podium frühzeitig verlassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen