piwik no script img

Radioaktiver Dünger darf aufs Feld

München (taz) - Radioaktiv verseuchter Klärschlamm darf als Dünger abgegeben und auf Felder und Äcker ausgebracht werden. Dies entschied nach fünfmonatigen Ermittlungen die Staatsanwaltschaft Kempten. Die Ermittlungen gegen acht Beschäftigte in Sonthofener Kläranlagen wurden eingestellt. In der Begründung heißt es: „Der Gesetzgeber hat eine Situation wie die nach der Katastrophe von Tschernobyl eingetretene nicht vorgesehen.“ Mit diesem Beschluß bestätigt die Staatsanwaltschaft indirekt das Verhalten des bayerischen Umweltministeriums. Auch dort sieht man keine Veranlassung, vor dem verseuchten Klärschlamm zu warnen und die Bauern aufzurufen, ihn nicht als Dünger zu benutzen. Ausgelöst wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von dem Sonthofener Amtsrichter Thomas Walter. Der engagierte Umweltschützer hatte mit einem Arbeitspapier an die Kemptener Staatsanwaltschaft erreicht, daß gegen acht Verantwortliche verschiedener Kläranlagen Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, weil sie den radioaktiven Schlamm nicht zur Beseitigung abgeliefert sondern an die Bauern weitergegeben hatten. Für die Staatsanwaltschaft ist radioaktiver Klärschlamm jedoch „kein ablieferungspflichtiger Abfall“ und auch „kein Produkt der Kernspaltung“. „Seine Kontamination hat andere Ursachen“, heißt es in einem Schreiben an Walter. Der Vater von drei Kindern gibt jedoch nicht auf. Er legte gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens Beschwerde ein. lui

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen