: G A S T K O M M E N T A R Dubiose Sicherheit
■ Kauft die UdSSR deutsche AKW–Sicherheitstechnik?
Atomkraft macht immer Schlagzeilen und Regierungssprecher Ost - in seiner Vergangenheit Atom–Lobbyist - sah mal wieder eine Chance, die „Sicherheit“ der deutschen AKWs gratis durch die Medien geistern zu lassen. Angeblich soll in sowjetischen Atomkraftwerken deutsche Sicherheitstechnik eingebaut werden. Falls das Geschäft tatsächlich zustandekommt, wird Sicherheit aber keineswegs auch im Arbeiter– und Bauernparadies demnächst deutsch und groß geschrieben. Westliche Sicherheitstechnik ist ohnehin nur für einen bestimmten Reaktortyp in der UdSSR anwendbar, den Druckwasserreaktor. Diese Reaktoren entsprechen von der Konstruktion her den hiesigen Reaktoren. In der UdSSR sind davon bereits 20 Blöcke in Betrieb und weitere 19 sind geplant. Bei einem von der Sowjetunion nach Finnland exportierten Reaktor dieser Art ist seinerzeit eine westliche „Sicherheitshülle“, das sogenannte Containment, geliefert worden. Doch gegen einen Super–GAU helfen Containments auch nicht. Also wird es sich bei dem Geschäft nur um ein paar Sicherheitskomponenten handeln, bei denen im RGW Lieferengpässe bestehen. Für den Unfallreaktor von Tschernobyl, der die ganze Sache ausgelöst hat, ist zudem in der BRD an Sicherheitstechnik so gut wie nichts zu holen. Er ist ganz anders konstruiert. Übrigens sollte die Geschichte der geplatzten Atomgeschäfte zwischen UdSSR und Bundesrepublik nicht unterschlagen werden: Mitte der 70er Jahre wollte die KWU ein komplettes Atomkraftwerk nach Kalinin liefern. Ein Ost–West–Verbundnetz bot der sowjetische Energieminister auf der Weltenergiekonferenz in München an. Und schließlich offerierte die UdSSR, westdeutschen Atommüll und abgebrannte Brennelemente in ihren sibirischen Breiten zu lagern. Alles löste sich in Luft auf. Die nukleare Komplizenschaft lebt eben auch nur von realen Bedürfnissen. Lutz Metz, (42) Forschungsstelle für Umweltpolitik FU Berlin.
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