piwik no script img

An der Schwelle zum Atomalarm

■ Verkehrsunfall eines britischen Atomkonvois war gefährlicher als bisher von der Regierung Thatcher zugegeben / Von der Fahrbahn abgekommene Transporter für Löschzug unerreichbar

Aus London Rolf Paasch

41 Minuten lang herrschte in Großbritannien am vergangenen Wochenende Atomalarm der 2. Stufe. Nur Minuten nach dem Unfall eines mit Atomwaffen beladenen Militärkonvois, so berichtete am Montag das Boulevardblatt „Today“, sei die kodierte Unfall– und Alarmmeldung „Oldham II“ an Sicherheits– und Umweltbehörden gesendet worden. „Oldham II“ darf nach den geheimen Instruktionen nur dann ausgegeben werden, wenn die direkte Gefahr eines radioaktiven Lecks oder einer Explosion besteht. Als Steigerung gibt es nur noch die Alarmstufe „Oldham III“ für den Fall ei ner tatsächlichen radioaktiven Verseuchung. Die neuen Enthüllungen stehen in starkem Gegensatz zu den beschwichtigenden Äußerungen des Verteidigungsministeriums vom vergangenen Wochenende, in denen die gefährliche Rutschpartie der Atomlaster heruntergespielt worden war. Die beiden mit taktischen Atomwaffen beladenen Transporter waren am vergangenen Samstag in der südenglischen Grafschaft Wiltshire bei Eis und Schnee von der Fahrbahn abgekommen. Sie hatten sich, wie der von „Today“ zitierte geheime Untersuchungsbericht zugibt, dabei so plaziert, daß sie für den mitfahrenden Feuerlöschzug unereichbar waren. Erst als sich die Besatzung des Transports nach 3/4 Stunden überzeugt hatte, daß keine Radioaktivität ausgetreten war, wurde mit „Oldham I“ eine vorsichtige Entwarnung gegeben. Der Unfallschauplatz blieb aber in einem Radius von 2 Meilen von den Militärs abgesperrt. Anhänger der Friedensbewegung haben bisher vergeblich auf die Gefährlichkeit der über schmale Landstraßen bretternden Atomtransporter hingewiesen. Die neuen Enthüllungen unterstreichen die Behauptung der Labour Party, bei dem Unfall habe es sich um den „bisher schwersten Atomunfall seit 25 Jahren“ gehandelt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen